Hintergrundinformation
"Keine menschliche Schwäche entging ihrem Blick: Kleidung, Gestik, Gesicht der von ihr Beobachteten – ob Millionär oder Bettler – verdichten sich in ihren Fotografien zu einer charakteristischen Schärfe, die über das Individuum hinaus auf die gesellschaftlichen Verhältnisse weist. Damit hat die Wienerin Lisette MODEL Ikonen der Fotografie des 20. Jahrhunderts geschaffen, die mehrere Generationen von FotografInnen beeinflusst haben, von Larry FINK über Diane ARBUS bis zu Nan GOLDIN.
Inhalt
Die Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Lisette MODEL, die in diesem Katalogband zu den Ausstellungen in Wien und Winterthur enthalten sind, sind auf den ersten Blick der Karikatur näher verwandt sind als der Reportage. Sie bringen visuell auf den Punkt, was sich verbal kaum beschreiben lässt. So wird aus den müssig dasitzenden reichen Fremden an der Promenade des Anglais (Nizza, 1934) ein geradezu surreales Theater und Sinnbild einer an der eigenen Arroganz zugrunde gehenden Gesellschaft. In den Aufnahmen der armen Bevölkerung in Frankreichs Süden (ab 1933) oder später, nach ihrer Auswanderung in die USA, in der Lower East Side New Yorks (ab 1939) neigt die amerikanische Fotografin mit österreichischen Wurzeln weder zur Idealisierung noch zur Sentimentalität, sondern bleibt auffallend nüchtern in der Betrachtung.
Zusatzinformation
Die Ausstellung in Wien wurde von Monika Faber kuratiert, für die Ausstellung in Winterthur war Urs Stahel in Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Wien verantwortlich." (etwas angepasster Text, © Fotomuseum Winterthur, 2001)