Hintergrundinformation
"Für seine umfangreiche Arbeit 'Congo (Belge)' bereiste der belgische Magnum-Fotograf Carl KEYZER zahlreiche Male die Demokratische Republik Kongo, jenes zentralafrikanische Land, das als Synonym für rücksichtslose Ausbeutung von Mensch und Natur durch den Kolonialismus gilt. Zunächst vom belgischen König Leopold als 'Privatbesitz' vereinnahmt, später als Kolonie von Belgien übernommen, erlebte das Land jahrzehntelang grausame Exzesse wirtschaftlicher Gewinnsucht. Erst 1959 zog sich die belgische Kolonialmacht aus dem Land zurück. Der anhaltende Konflikt in der Demokratischen Republik Kongo, die Gewalt gegen Frauen und das Versäumnis, die natürlichen Ressourcen zu nutzen, hat die Aufmerksamkeit mehrerer Fotografen auf sich gezogen, von Marcus BLEASDALE bis Richard MOSSE.
Inhalt
Carl De KEYZER wählt für den Fotoband 'Congo (Belge)' einen ruhigeren Ansatz und konzentriert sich auf die Ruinen der Kolonialarchitektur und Momente aus dem täglichen Leben: ein Paar in der Akademie der Schönen Künste, ein Kind, das auf den Händen neben einem UN-Lastwagen läuft, und die Kathedrale des Bistums. Zusammen mit dem Begleitbuch "Congo Belge en Images" - einer Auswahl von Bildern aus der Kolonie, darunter einige selten gezeigte aus der Ära von König Leopold II - konfrontiert das Werk den Betrachter mit der harten Realität und den Auswirkungen des Kolonialismus. Carl de KEYZER begibt sich auf eine Spurensuche durch gefährliches Terrain. Während im Osten ein Krieg zwischen Rebellen und Militär tobt, stehen der Stabilisierung des Landes ein fast kompletter Zerfall der Infrastruktur, Verwaltung und Wirtschaft sowie die Ausplünderung der rohstoffreichen Ostprovinzen im Weg. Mit Hilfe eines alten Reiseführers von 1958 (dem Geburtsjahr des Fotografen) spürte Carl de KEYZER Relikte einer Organisationsstruktur auf, die der belgischen Kolonialmacht einst dazu diente, Land und Leute effektiv auszubeuten. In seinen großformatigen Farbbildern finden sich auch 50 Jahre später noch originale Kolonialvillen, Verwaltungs-gebäude, Missionsposten und Schulen, Fabriken und Gefängnisse. Die von ihm aufgespürten Ruinen einer Infrastruktur sind heute völlig neuen Bestimmungen zugeführt. So entstehen seltsame Beziehungen zwischen Architektur und Menschen, die Carl de KEYZER mit der ihm typischen fotografischen Handschrift zu vielschichtigen, feinhumorigen und häufig surreal anmutenden Szenen verdichtet." (©: Bernd Detsch)
Über den belgischen Magnum-Fotografen, Carl de KEYZER (*1958 in Kortrijk)
Fotobücher von und mit Beteiligung von Carl de KEYZER
- Format
- Black ed. HC (no dust jacket, as issued), 27,5 x 37 x 3,5 cm., 352 pp., color ills., trilingual text: Belgium / French / English