Hintergrundinformationen
Die damalige Kölner Galerie Rudolf Kicken - heute in Berlin - hat viele Kataloge und Kompendien zur Modernen Fotografie in Deutschland, Europa und den Vereinigten Staaten veröffentlicht. Im Jahr 1980 erschien dieser Katalog, ihr vierter, zu einer Ausstellung über den französischen Fotografen Eugène ATGET.
Als Eugène ATGET an der Schwelle zum 20. Jahrhundert mit seiner bereits veralteten, sperrigen und schweren Plattenkamera durch die Straßen und Vororte von Paris streifte, um kleine Geschäfte, Prostituierte, Gassen, Hinterhöfe, Fassaden, architektonische Details, Parks und Straßenzüge zu fotografieren, ist er sich bewusst, Augenzeuge einer untergehenden Welt zu sein. Obwohl seine Bilder Malern wie George Braque, André Derain oder Maurice Utrillo als Souvenirs oder Vorlagen für prosaische Zwecke dienten, verstand sich Eugène ATGET als Stadtarchäologe, der flanierend und fotografierend eine umfassende fotografische Dokumentation seiner Wahlheimat Paris sammelt. Zu Lebzeiten bleibt Eugène ATGET weitgehend unbekannt, da sich seine Fotografie durch ihre Präzision und dokumentarische Schärfe zu sehr vom bevorzugten malerischen Weichzeichnerstil seiner Zeit unterscheidet, doch in den 1920er Jahren wird die Avantgarde des Dadaismus und Surrealismus durch MAN RAY auf ihn aufmerksam. Vier seiner Bilder erschienen in der surrealistischen Zeitung La Révolution surréaliste. MAN RAY selbst und viele seiner Freunde kauften die Aufnahmen von Eugène ATGET. Größere Bekanntheit erlangte der Fotograf jedoch erst posthum durch mehrere Artikel und eine Monographie von Berenice ABBOTT, die Eugène ATGET kurz vor seinem Tod über MAN RAY kennengelernt hatte. Einige der berühmtesten Fotografen beriefen sich später auf sein Vorbild, darunter Walker EVANS und Bill BRANDT.
Inhalt
Der 4. Katalog, 1980 von der Galerie Rudolf Kicken herausgegeben, zeigt alle 56 ausgestellten s/w-Fotografien von Eugène ATGET, die zwischen 1898 und 1922 entstanden sind. Ein zweisprachiger Text, geschrieben von Hans Puttnies, führt in die Fotografien ein. Eine Biographie und ein Anhang vervollständigen die kleine, inzwischen seltene Publikation.