Persönliches Statement von Michal ADAMSKI
"Ein Jahr, ein Ort, zwei Todesfälle.
Heiligabend 2011. Meine Eltern wünschen sich gegenseitig frohe Weihnachten. Meine Mutter steht schwer auf ihren Beinen. Ich fühle mich unruhig. Wir haben an diesem Tag nicht viel geredet.
Heiligabend 2012. Das letzte Stück des Weges zum Krankenhaus führt durch den Wald. Seit März bin ich sie jeden Tag gefahren. Gerade jetzt ist die Straße rutschig, schmelzender Schnee spritzt unter die Räder. Ich halte an. Ich mache einen kurzen Spaziergang entlang des Flusses. Ich weiß, dass es vorbei ist.
Ein halbes Jahr nach dem Tod meiner Mutter verstirbt mein Vater. Es war ein hartes Jahr für mich. Ich sah zu, wie meine Eltern langsam starben. Ich habe ihren Schmerz gesehen, ich habe ihre Körper leiden sehen. Ich konnte sie nicht mehr um etwas bitten. Ich wußte nicht wie. Ich konnte es nicht.
Nach einiger Zeit war das Einzige, was ich tun konnte, Fotos zu machen. Erst dann merkte ich, dass sie abreisten. Bis zu diesem Moment hatte ich das entweder nicht bemerkt oder mich geweigert, es zu bemerken.
Diese Bilder erzählen eine Geschichte unseres gemeinsamen Schweigens und einsamen Leidens. Ich komme nicht durch das Chaos." (Michal ADAMSKI)
Hintergrundinformation
Der im Selbstverlag erschienene Fotoband 'I can't get through the chaos' (Ich komme nicht durch das Chaos) des polnischen Fotografen Michal ADAMSKI erzählt die Geschichte des Jahres, in dem er sich von seinen Eltern für immer verabschiedete. Die Bilder, meist in Schwarz-Weiß, zeigen den realen, greifbaren Tod, nicht seine Fantasie. Das Buch atmet eine sehr persönliche Atmosphäre.