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"Entdecken Sie, wie der bekannte Fotograf Wolfgang TILLMANS seine künstlerische Praxis durch die Beobachtung des Südlondoner Himmels erweiterte.
1997 bereitete er sich auf den Abflug vor. Der in Deutschland geborene Künstler war drei Jahre zuvor nach London umgezogen und sollte drei Jahre später den renommierten britischen Turner-Preis gewinnen. Seine sozialen und kulturellen Fotografien, die sich auf die lebendige europäische Clubszene konzentrieren, fanden auch außerhalb der Style-Presse ein dankbares Publikum
Warum also beschloss der Fotograf, seine Kamera von den schweißgebadeten Clubkindern abzuwenden und sich dem Himmel zuzuwenden? Eine Frage, die für all jene schwerer zu beantworten ist, die sich nicht an die Concorde erinnern können - das Überschall-Passagierflugzeug, das von 1976 bis 2003 täglich regelmäßige Transatlantikflüge vom Londoner Flughafen Heathrow aus unternahm. Die unverwechselbare Delta-Flügelform und der Motorenlärm machten die Concorde zu einer erkennbaren und regelmäßigen Erscheinung am englischen Himmel. Die Concorde erscheint im Hintergrund wie eine winzige Narbe, wie ein Vogel, der den Himmel über Südlondon durchquert, und fungiert als visuelles Register, das die wechselnden Farben des Lichts und die Aura der Vorstadt offenbart" (Midori Matsui in der Phaidon-Monografie "Wolfgang Tillmans"). Die flüchtige, fast vergessene Schönheit der Concorde passte zu seinem künstlerischen Schaffen, das sich, wie Matsui schreibt, mit "dem Kontingenten, dem Ephemeren und dem Zeitlichen" beschäftigt. Indem er das Flugzeug in Serie fotografierte, gelang es Wolfgang TILLMANS, seine künstlerische Praxis zu erweitern und gleichzeitig über ähnliche Anliegen zu meditieren, wie Matsui erklärt. Die Qualität, die zuvor durch die zerbrechliche Schönheit der Jugendlichen zum Ausdruck kam, wurde nun durch die Vergänglichkeit und die hartnäckige Realität der Momente vermittelt, die durch die Darstellung der Concorde als zufällige Eruption inmitten vertrauter Umgebungen eingefangen wurden. Die Bilder erweiterten auch seinen Blickwinkel auf fast jedes Thema, von planetarischen Ereignissen bis hin zu Supermarktregalen.
Heute, da die Concorde für immer am Boden liegt und der zivile Überschallflugverkehr - einst der Traum eines Futuristen - seltsamerweise ein kulturelles Relikt geworden ist, markieren die Bilder nicht nur einen Ausgangspunkt seiner eigenen Arbeit, sondern auch einen größeren historischen Moment. Schließlich war die Concorde ein gemeinsames europäisches Unternehmen, das im Rahmen eines anglo-französischen Abkommens entwickelt und gebaut wurde (daher der Name).
Wolfgang TILLMANS ist nach wie vor ein glühender Anhänger der Europäischen Union, und jetzt, da Großbritannien für den Austritt aus der EU gestimmt hat, bieten seine Bilder einen erdverbundenen Blick auf eine europäische Utopie, die schon längst nicht mehr existiert. Wolfgang TILLMANS veröffentlichte 1997 die Bilderserie 'Concorde' in diesem Künstlerbuch und signalisierte damit eine Art künstlerische Reife, die sein Werk in eine Reihe mit ähnlichen Künstlerbuchmachern wie Ed RUSCHA und Richard PRINCE stellte." (© phaidon, Quelle: http://de.phaidon.com/agenda/art/articles/2016/august/16/when-wolfgang-tillmans-shot-concorde/)