BOTMAN, Machiel - Rainchild

Hintergrundinformation sowie ein persönliches Statement des Fotografen, Machiel BOTMAN

"Als 'Heartbeat' 1994 veröffentlicht wurde, arbeitete ich bereits an 'Rainchild', nur wusste ich es nicht. Im Winter 1993 unternahm ich meine erste Reise nach Australien, gebeten von dem befreundeten Fotografen Max PAM, ihn und seine beiden Kinder Eko und Jack auf einer Fahrt von Ost- nach Westaustralien zu begleiten. Sie hatten einige Jahre in England gelebt und wollten zurück nach Fremantle bei Perth an der Westküste ziehen. Max wollte, dass seine Kinder das Gefühl für das Land bekommen, während sie zurückziehen. 1993 war ich gerade dabei, 'Heartbeat' fertigzustellen. Außerdem beendete ich gerade ein langes Kuratorenprojekt, mein erstes, eine Ausstellung mit den Fotografien des französischen Fotografen Izis über Marc Chagall. Diese Ausstellung für das Jüdische Museum in Amsterdam wurde von Leo Divendal, Victor Levie und mir gemacht. Vor allem aber war 1993 das Jahr, in dem ich das Ableben meiner Mutter, das Ableben zweier Freunde in Holland und das Ableben der Tochter von IZIS, Lise, zu verarbeiten hatte.Diese erste Reise nach Australien veränderte alles. Aus irgendeinem Grund half es mir, auf der anderen Seite des Planeten zu sein, die vergangenen Jahre zu betrachten, half mir zu sehen, dass es mir gut ging. Das hat natürlich meine Fotografie beeinflusst. Das Herstellen von Attrappen für 'Heartbeat' führte mich in eine andere Welt ein. Eine, in der der Versuch, die Dinge in einen Kontext zu setzen, genauso wichtig wurde wie das Fotografieren. Das Haus für den Kontext war das Buch. Von Anfang an begann ich, Dummys zu machen, wohl wissend, dass ich mit einer Fotoserie noch lange nicht fertig war, und ließ mir von diesen Dummys meine Wege zeigen.
Der erste Dummy hieß 'Emu', nach dem australischen Vogel und auch nach dem französischen: 'je suis emu - ich bin gerührt'. Von dieser fotokopierten Puppe machte ich drei Kopien, je eine für meine Freunde Phil und Max und eine für mich. Meine Art, mich bei ihnen zu bedanken, dass sie mich herumgeführt haben. Ich war von vielen Dingen in diesem Land berührt und sie werden wie Klischees klingen, wenn man sie aufschreibt. Aber was mich am meisten berührte, waren meine eigenen Veränderungen. Ich begann zu atmen. Ich mochte meine frühen Morgenstunden wieder. Ich konnte den Menschen wieder in die Augen schauen, ohne das Gefühl zu haben, dass ich jeden Moment anfangen würde zu weinen. Aus irgendeinem Grund verließ mich dieser Schmerz, als ich mich in diesem kahlen und wilden Land bewegte, und ich schätze, es ist nur logisch, dass ich erst dann erkennen konnte, wie viel davon da war. Ich erkannte auch, wie klein ein Teil meiner Ratio war. Es war, als ob dieser Teil vor mir hergelaufen wäre und mir gesagt hätte, wie viele Gründe ich habe, um mich besser zu fühlen. Ich brauchte drei Jahre, um das aufzuholen. Nach diesem ersten Dummy 'Emu' folgten viele weitere. Ich unternahm auch weitere Reisen nach Australien, und zunächst sah es so aus, als würde ich ein Werk (ein Buch) über dieses Land machen. Aber bald begann ich, die Bilder aus beiden Welten zu mischen, auch die Bilder aus der Heimat kamen dazu, da es einfach seltsam erschien, sie getrennt zu halten. Weitere Dummies trugen die Titel: 'Heart of OZ'; 'Innamincka'; 'Time to play'; 'Drifting'; 'Home'; 'It just goes to show'; 'Our vathers, our mothers are from Tokyo'; 'Portraits'; 'Ca et La'; und schließlich 'Rainchild'.
Jeder Dummy führte zum nächsten Dummy. Ich übertrug, was mir gefiel und ließ zurück, was mir nicht gefiel. Wie gesagt, ich begann diesen Prozess mit dem ersten Dummy namens 'Emu' und beendete ihn fast zehn Jahre später. In den letzten zwei Jahren hatte ich viel Hilfe von Fred Ritchin und Victor Levie. Fred half mir beim Editieren und schlug mir vor, ein zweites Buch innerhalb des ersten zu machen: ein Kapitel aus dem ganzen Dummy-Material. Ich weiß bis heute nicht, ob ihm klar war, dass er dem Ganzen fast zwei weitere Jahre hinzugefügt hat. Victor half auf seine gewohnt starke Art, fast so, als würde er meine Prozesse retuschieren. Es ging um alles, den Schnitt, die Sequenzierung, das Layout, die Typografie." (frei übersetzt, © Machiel BOTMAN)

Zusatzinformation

Der Fotoband 'Rainchild' von Machiel BOTMANN wurde in einer Auflage von 2.500 exemplaren veröffentlicht, von den 1.500 auf Englisch waren und 1.000 Exemplare auf Französisch.

Über den niederländischen Fotografen Machiel BOTMAN (*1955)

Fotobücher von Machiel BOTMAN