In Julia Borissovas neuem, selbst verlegten Buch 'Dimitri' geht es um die Frage nach der Wirklichkeit und was wie für die Realität halten.
Ausgehend von den Spekulationen über den Tod von Dimitri, dem jüngsten Sohn von Iwan dem Schrecklichen, bezieht sich Borissova in ihrem jüngsten, aus Kollagen und fotografischen Versatzstücken bestehenden Künstlerbuch auf Roland Barthes' 'Erweiterten Begriff des Mythos'. Neben dem Mythos als semiologisches Zeichen interessiert Borissova, dass der Mythos selbst keine inhaltlichen Beschränkungen kennt. Fast alles kann mit einer Aussage, mit einem Mythos versehen und dabei gesellschaftlich angeeignet werden: „Es gibt formale Grenzen des Mythos, aber keine inhaltlichen… Jeder Gegenstand der Welt kann von einer geschlossenen, stummen Existenz zu einem besprochenen, für die Aneignung durch die Gesellschaft offenen Zustand übergehen, denn kein - natürliches oder nichtnatürliches – Gesetz verbietet, von den Dingen zu sprechen.“ R.B.) Laut Barthes existieren Mythen jedoch nicht von Natur aus, sondern bekommen erst Form durch die Materialien der mythischen Aussage (Sprache, Photographie, Gemälde, Plakat, Ritus, Objekt usw.). Sobald der Mythos sie erfasst (hat), reduzieren sich Ausdrucksformen auf die reine Funktion des Bedeutens, wodurch der Sinn in bloße Form verwandelt, deformiert wird.
Borissova verbindet zeitgenössische Fotografien collageartig mit geschichtlichen Versatzstücken; die Bedeutung der Bilder selbst bleibt dem Betrachter erst einmal verschlossen, dennoch wird klar, wie sehr das Bild vom aktuellen Zustand unserer Existenz vom (mainpulierten) Geschichtsbild geprägt ist. Das Künstlerbuch der in Estland (Talinn) geborenen Fotografen Resultat der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Ereignisse, nicht nur in Russland, sondern unserer komplexen Welt, in der es jedem Einzelnen schwer fällt, zwischen historischer Wahrheit und Lüge zu unterscheiden.
"Ausgangspunkt für das Projekt ist eine Begebenheit, die sich Ende des XVI Jahrhunderts in Russland ereignet hat. Zarewitsch Dimitri, der letzte Sohn von Iwan dem Schrecklichen, starb unter mysteriösen Umständen an einem Messerstich in den Hals; natürlich gab und gibt es diverse Spekulationen darüber, was sich damals wirklich ereignet hat (z.B. Unfall aufgrund seiner Epilepsie oder Mord).
Ich (J.B.) war fasziniert von der Idee, das Bild von der Vergangenheit in unseren Köpfen zu reformieren. Wäre es möglich, sich das wahre Bild der Welt vorzustellen, wohl wissend, dass die Informationen auf denen unsere Vorstellung beruht für politische Zwecke zu manipuliert worden sind?
Trotz bewusster Anstrengungen, Informationen objektiv zu erkennen, erzeugt das Gehirn Mythen, die das logische Denken derart verzerren, so dass Sie den Ideen entsprechen, die für Sie bequem sind.
Folglich wird der Mythos zu der "Realität", der die Menschen aufrichtig Glauben schenken." (freie Übersetzung der Projektbeschreibung von J. B.)
Ausgehend von den Spekulationen über den Tod von Dimitri, dem jüngsten Sohn von Iwan dem Schrecklichen, bezieht sich Borissova in ihrem jüngsten, aus Kollagen und fotografischen Versatzstücken bestehenden Künstlerbuch auf Roland Barthes' 'Erweiterten Begriff des Mythos'. Neben dem Mythos als semiologisches Zeichen interessiert Borissova, dass der Mythos selbst keine inhaltlichen Beschränkungen kennt. Fast alles kann mit einer Aussage, mit einem Mythos versehen und dabei gesellschaftlich angeeignet werden: „Es gibt formale Grenzen des Mythos, aber keine inhaltlichen… Jeder Gegenstand der Welt kann von einer geschlossenen, stummen Existenz zu einem besprochenen, für die Aneignung durch die Gesellschaft offenen Zustand übergehen, denn kein - natürliches oder nichtnatürliches – Gesetz verbietet, von den Dingen zu sprechen.“ R.B.) Laut Barthes existieren Mythen jedoch nicht von Natur aus, sondern bekommen erst Form durch die Materialien der mythischen Aussage (Sprache, Photographie, Gemälde, Plakat, Ritus, Objekt usw.). Sobald der Mythos sie erfasst (hat), reduzieren sich Ausdrucksformen auf die reine Funktion des Bedeutens, wodurch der Sinn in bloße Form verwandelt, deformiert wird.
Borissova verbindet zeitgenössische Fotografien collageartig mit geschichtlichen Versatzstücken; die Bedeutung der Bilder selbst bleibt dem Betrachter erst einmal verschlossen, dennoch wird klar, wie sehr das Bild vom aktuellen Zustand unserer Existenz vom (mainpulierten) Geschichtsbild geprägt ist. Das Künstlerbuch der in Estland (Talinn) geborenen Fotografen Resultat der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Ereignisse, nicht nur in Russland, sondern unserer komplexen Welt, in der es jedem Einzelnen schwer fällt, zwischen historischer Wahrheit und Lüge zu unterscheiden.
"Ausgangspunkt für das Projekt ist eine Begebenheit, die sich Ende des XVI Jahrhunderts in Russland ereignet hat. Zarewitsch Dimitri, der letzte Sohn von Iwan dem Schrecklichen, starb unter mysteriösen Umständen an einem Messerstich in den Hals; natürlich gab und gibt es diverse Spekulationen darüber, was sich damals wirklich ereignet hat (z.B. Unfall aufgrund seiner Epilepsie oder Mord).
Ich (J.B.) war fasziniert von der Idee, das Bild von der Vergangenheit in unseren Köpfen zu reformieren. Wäre es möglich, sich das wahre Bild der Welt vorzustellen, wohl wissend, dass die Informationen auf denen unsere Vorstellung beruht für politische Zwecke zu manipuliert worden sind?
Trotz bewusster Anstrengungen, Informationen objektiv zu erkennen, erzeugt das Gehirn Mythen, die das logische Denken derart verzerren, so dass Sie den Ideen entsprechen, die für Sie bequem sind.
Folglich wird der Mythos zu der "Realität", der die Menschen aufrichtig Glauben schenken." (freie Übersetzung der Projektbeschreibung von J. B.)
- Format
- Die-Cut HC (handmade binding), 14,5 x 19 cm., 88 pp., color ills., "An incident that happened in the end of XVI century Russia became a starting point for this work. Tsarevich Dimitry, the last son of Ivan the Terrible died under mysterious circumstances