„Ich war Zeuge und diese Bilder sind mein Zeugnis. Die von mir aufgezeichneten Ereignisse sollen nicht vergessen werden und dürfen sich nicht wiederholen.“ (frei übersetzt, James NACHTWEY)
Über den US-amerikanischen Fotografen James NACHTWEY (*1948 in Syracuse, New York)
James NACHTWEY ist Kriegsberichterstatter sowie Fotojournalist und zählt zu den bedeutendsten Vertretern der zeitgenössischen Dokumentarfotografie, insbesondere der Kriegsfotografie. Er studierte von 1966 bis 1970 Kunstgeschichte und Politikwissenschaft am Dartmouth College in New Hampshire. Etwa 1972 entschloss er sich – unter Einfluss der Studentenbewegung und des Vietnamkriegs – Fotograf zu werden und brachte sich die Fotografie autodidaktisch durch das Studium von Fotobüchern und Dunkelkammerarbeit bei; zu den Fotografen, deren Arbeiten er studierte (und die ihn vermutlich beeinflusst haben) zählen unter anderem Henri CARTIER-BRESSON, William Eugene SMITH, Josef KOUDELKA und Don McCULLIN.
Fotobücher von sowie mit Arbeiten von James NACHTWEY
- 'Deeds of War' (1989); 'Zeitblende. Fünf Jahrzehnte MAGNUM-Photographie' (1989); 'Ground Level' (1997); 'Civil Wars' (1999); 'Inferno' (1999, 2003); 'L’Occhio Testimone' (2001); 'Forgotten War' (2006); 'The Cruel Radiance: Photography and Political Violence' (2012, mit Untersuchungen zu Arbeiten von Robert CAPA und Gilles PERESS); 'mono.kultur #37' (2014); 'Foto/grafie: Zur Rhetorik von Medium und Bild: Mit einer Fallstudie zu James Nachtwey' (2015); 'Memoria' (2017, 2019); 'Pietas' (2019);
weitere Informationen zu Werk und Methodik
Ab 1976 fotografierte James NACHTWEY erstmals regionale Ereignisse in New Mexico; ab 1980 arbeitete er dann als freier Fotograf in New York. Seine erste Fotoreportage entstand 1981 in Nordirland, wo er die Unruhen in Belfast dokumentierte. Seit dieser Zeit ist er fast ausschließlich in den jeweiligen Krisengebieten der Welt tätig. In den 1980er Jahren bereiste er als Dokumentarfotograf die lateinamerikanischen Länder El Salvador, Nicaragua, Guatemala, Brasilien u. a., den Nahen Osten (Libanon, Israel), die besetzten Gebiete (Westbank), Kurdistan sowie Afrika (Ruanda, Somalia, Südafrika (1994) u. a.). Anschließend folgten zahlreiche Reisen in das Gebiet der ehemaligen Sowjetunion und die Länder des Ostblocks wie Bosnien und Herzegowina, Rumänien und Tschetschenien. Den Afghanistankrieg dokumentierte er 1996. In Asien (Indonesien, Thailand, Indien, Sri Lanka, Philippinen, Südkorea, u.a.) entstanden Reportagen, die die Armut und die Lebensumstände der dort lebenden Bevölkerung thematisieren. Zwischen 1986 und 2001 war James NACHTWEY Mitglied der Fotoagentur Magnum; ab 2001 arbeitete er für die Agentur VII, zu deren Gründungsmitgliedern er gehört, die er 2011 jedoch verließ. Als Augenzeuge der Terroranschläge auf das New Yorker World Trade Center am 11. September 2001 begleitete der in Brooklyn beheimatete Fotograf die Einstürze der Türme und die Rettungsarbeiten am Ground Zero mit der Kamera. James NACHTWEY fotografiert nach der Maxime, möglichst dicht am Motiv zu sein. Seine Methodik hat sich im Laufe der Zeit verändert; in den 1980er Jahren versuchte er, archetypische Einzelbilder zu finden, die komplexe Geschehnisse in ein einziges Bild komprimieren konnten. Heute arbeitet er dagegen überwiegend in Serien, die auch den Kontext zeigen, und nur selten in Einzelbildern.