Über den japanischen Fotografen Ken DOMON (土門 拳, 1909-1990)

1933 trat Ken DOMON als Lehrling in das Fotostudio von Miyauchi KOTARO ein. Sein Eintritt in die Fotoszene fiel mit der Blütezeit des Mediums in Japan in den späten 1920er und frühen 1930er Jahren zusammen: Fotozeitschriften wie 'Photo Times' und 'Kōga' ermöglichten es der japanischen Öffentlichkeit, Bilder europäischer Avantgardefotografen zu sehen. Die Ausstellung 'Film und Foto', die erstmals 1929 in Stuttgart stattfand und 1931 nach Tokio und Osaka reiste, trug ebenfalls dazu bei, die japanischen Fotografen zu inspirieren. Darüber hinaus ermöglichte die neu verfügbare Leica, eine kleine und erschwingliche Kamera, Amateuren das Fotografieren, was die Entwicklung neuer Fotogruppen förderte.
Von Beginn seiner Karriere an interessierte sich Ken DOMON für die Fotografie mit sozialen und kulturellen Themen. Nachdem er 1935 sein erstes Foto in der Zeitschrift 'Asahi Camera' veröffentlicht hatte, brach er seine Ausbildung in einem Fotostudio vorzeitig ab, um für Nippon Kōbō zu arbeiten, eine vom Fotografen Yōnosuke NATORI gegründete Agentur.  Seine Karriere begann mit Fotoreportagen für Zeitschriften, die den zunehmend militaristischen japanischen Staat und seine imperiale Politik unterstützten.  Im Jahr 1943 veröffentlichte er einen Artikel, in dem er sich gegen die Verwendung von Zeitschriften zu Propagandazwecken aussprach, was zum Verbot der Ausgabe und zu seiner Kündigung bei KBS führte. In der Zeit nach der japanischen Niederlage, die eine Zeit großer gesellschaftlicher Unruhen war, dokumentierte er als freier Mitarbeiter die Nachwirkungen des Krieges und konzentrierte sich dabei auf die Gesellschaft und das Leben der einfachen Menschen. Für seine Porträts von Kindern in ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen und von Überlebenden der Hiroshima-Bombe (Hibakusha) erhielt er landesweite Anerkennung. Als sich Fotojournalisten mit der Frage auseinandersetzten, wie sie die neue soziale Realität der Nachkriegszeit darstellen sollten, war er der Begründer der Bewegung für realistische Fotografie ('Riarizumu Shashin Undō'). Er vertrat die Idee der Schnappschuss-Fotografie (sunappu), bei der Bilder mit 'absoluter Uninszeniertheit' aufgenommen werden konnten, war jedoch gezwungen, die sunappu-Fotografie aufzugeben, nachdem er 1958 einen schweren Schlaganfall erlitten hatte. Sein wichtigstes Projekt bis zum Ende seiner Karriere war das Fotografieren von Tempeln in ganz Japan, ein beliebtes Motiv, das er bereits 1940 zu dokumentieren begonnen hatte. Diese Bilder bildeten die monumentale Serie Pilgrimage to Ancient Temples (Kojijunrei), die in fünf Bänden von 1963 bis 1975 veröffentlicht wurde. Während Ken DOMON in Japan eine beliebte und gefeierte Persönlichkeit ist, bleibt er im Ausland weniger bekannt. Eine von Rossella Menegazzo kuratierte Ausstellung, die 2017 in Rom und 2023 in Paris gezeigt wurde, hat es dem europäischen Publikum ermöglicht, sein Werk zu entdecken.

Fotobücher von und mit Werken von Ken DOMON

  • 'Nihon no chōkoku (日本の彫刻)' (1952); 'Hiroshima' (1958); 'The Children of Chikuho' (1960); 'New Japanese Photography' (1974, by John Szarkowski); 'Ginza and the War' (1986, together with works by Shigeo HAYASHI, Tadahiko HAYASHI, Kōyō ISHIKAWA, Kōyō KAGEYAMA, Shunkichi KIKUCHI, Ihei KIMURA, Kōji MOROOKA, Minoru ŌKI, and Maki SEKIGUCHI); 'Twelve Photographers in Japan, 1945–55' (1990); 'Kimura Ihee and Domon Ken' (1995, 2004); 'The Half-Life of Awareness. Photographs of Hiroshima and Nagasaki' (1995, together with works by Yoshito MATSUHIGE, Toshio FUKADA, Mitsugi KISHIDA, Shunkichi KIKUCHI, Yosuke YAMAHATA, Shigeo HAYASHI, Eichi MATSUMOTO, Kikujiro FUKUSHIMA, Kenji ISHIGURO, Hiromi TSUCHIDA as well as by Shomei TOMATSU); 'The Documentary Age: Photographs' (2001, together with works by Natori Younosuka NATORI, Ihei KIMURA as well as by Jun MIKI); 'Domon Ken no shōgai' (2003); 'Japan, a Self-Portrait: Photographs 1945–1964' (2004, together with works by Hiroshi HAMAYA, Tadahiko HAYASHI, Eikoh HOSOE, Yasuhiro ISHIMOTO, Kikuji KAWADA, Ihei KIMURA, Shigeichi NAGANO, Ikkō NARAHARA, Takeyoshi TANUMA as well as by Shōmei TOMATSU). 'The Photographer's Eye' (2007, by John Szarkowski); 'An Indefatigable Soul' (2017); 'The Master of Japanese Realism' (2017); 

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Der vergriffene Band 'Japanese Photobooks of the 1960s and '70s' von Kaneko & Vartanian präsentiert relevante Publikationen jener Ära. Vorgestellt und in den soziologischen Kontext gerückt werden einige der einflussreichsten Werke sowie vergessene Perlen.
498,00 € * Gewicht 1.7 kg
Auszeichnungen
  • 1958: Mainichi Photography Award; Japan Photo Critics Association Photographer of the Year Award;

    1959: Award for the Arts;
    1960: Preis des Japanischen Journalistenkongresses;