Hintergrundinformation
Im vergriffenen Fotoband Margret. Chronik einer Affäre. Mai 1969 bis Dezember 1970' führt ein Kölner Geschäftsmann (Günter) Ende 1969 bis Anfang 1970 akribisch Buch über die Affäre mit seiner Mitarbeiterin Margret. Die Fotos wurden bei einer Wohnungsauflösung in einem Aktenkoffer gefunden, landeten bei einem Galeristen, der sie an eine Kollegin, Susanne Zander, eine Expertin für sogenannte Outsider-Kunst weitergab. Voyeuristische Selbstinszenierungen sind aus der jüngeren Kunstgeschichte bekannt. Die Französin Sophie CALLE etwa beauftragte einen Detektiv, sie zu beschatten. Und in Istanbul zeigt der Schriftsteller Orhan Pamuk in seinem 'Museum der Unschuld' Artefakte einer fiktiven Liebe. Günther und Margret aber haben wirklich existiert.
Inhalt
In 'Margret. Chronik einer Affäre. Mai 1969 bis Dezember 1970' reihen sich Spießiges und Obszönes nahtlos aneinander: Fotos vor und nach dem Sex, in Kurparks und in neuen, von ihm gekauften Kleidern, nichts bleibt verborgen. Der/die Betrachter:in als Voyeur:in ist dem Ganzen schutzlos ausgeliefert: Erwähnung findet das 'Rotbarschfillet mit Feldsalat und schönen Kartoffeln' sowie 'Rückenlage und die Spezialstellung'.
Der Reiz des als Buch aufbereiteten Nachlasses liegt in der betont nüchternen und zugleich obsessiven, authentischen Dokumentation dieser Leidenschaft. Die Bilder - zunächst in Schwarzweiß, später in Farbe - zeigen zudem den Verlauf der Affäre und den Wandel im Umgang der beiden miteinander bis zum Ende der Affäre im Dezember 1970. Gleichzeitg fungiert die Sammlung von Amatuerfotografien, Notizen, Fahrkarten und Rechnungen wie ein Sittengemälde der späten 1960er Jahre: Es öffnet sich ein Blick auf eine Ära, in der Kurhotels die große Welt waren, 'Capi mit MM-Sekt' getrunken und 'danach eine Zigarette geraucht' wurde, in der um 17 Uhr Geschäftsschluss war und man es sich vorm 'Buntfernsehen' gemütlich machte. 1970 wurde auch die Geschichte der Prostituierten Josefine Mutzenbacher verfilmt, Erotik wanderte in die Bücherschränke (und wurde nur versteckt, wenn die Verwandtschaft zu Besuch kam). Aus heutiger Perspektive in Zeiten von Social Medai und Influencing ist geneigt zu glauben, dass Alles sei für eine spätere Veröffentlichung inszeniert worden.
- Hrsg./Autor(en)
- Susanne Zander
- Format
- Broschierte Ausgabe ohne Schutzumschlag (wie erschienen), 18,5 x 27 x 2 cm., 142 S., Farbaufnahmen, deutsch-sprachiger Text - GERMAN TEXT!