Für sämtliche, zur Beschreibung des Buches verwendeten Abbildungen gilt: © Pieter HUGO, courtesy PRISKA PASQUER, Cologne. Aus Respekt vor der Arbeit der Galerie Priska Pasquer, Köln, habe versucht, mich größtenteils auf Abbildungen des Buches beschränkt, mit Ausnahme der erste beiden Bilder, 'Burning Bush' und 'Black Friday'. (...)
Hintergrundinformation
"Pieter HUGO ist bekannt für seine eindringlichen Portraits und Alltagsszenen, die an verschiedensten Orten der Welt entstanden sind. Sie vereinen sich zu einem sozialen Gesamtbild, das die aktuellen und radikal kritischen Lebensrealitäten, die Komplexität und Inkonsistenz der Gesellschaft widerspiegelt. (...)
Der 2007 bei Prestel erschienene Fotoband ‚The Hyena & Other Men'
begründete seine hohe Bekanntheit und erlebte mehrere Auflagen. Seine jüngste Werkgruppe, La Cucaracha', entstand 2018 und 2019.
Inhalt
Die Fotoserie im Fotoband 'La Cucaracha' von Pieter HUGO zeigt Menschen und Situationen, denen er während seiner insgesamt vier mehrwöchigen Aufenthalte vor allem in Mexico City, Oaxaca de Juárez, Juchitán, Hermosillo und an anderen Orten begegnet ist. In den Portraits und Stillleben tritt die Offenheit des Reisenden für ebenso exemplarische wie unerwartete Situationen zutage.
Mexikanisches Panorama: Starke Farben, überbordende Vegetation, kraftvolles Leben und die für europäische Augen ungewohnte Sichtbarkeit von Tod und Vergänglichkeit sprechen aus den atemberaubend intensiven Bildern dieser Werkgruppe. Besonders beeindruckt war Pieter HUGO von der visuellen Sensibilität der mexikanischen Kulturen und von der Koexistenz der Kontraste im Land. Gewalt und Gemeinschaftssinn, Verfall und Eros, Freude und Tragik, Extravaganz und Banalität hat er als gleichermaßen präsent erlebt.
Man trifft auf Straßenkehrer, die als Laienspielgruppe Szenen aus einem monumentalen Wandgemälde des Revolutionsmalers David Alfaro Siqueiros nachstellen. Als Revolutionslied wurde auch das titelgebende Volkslied von der Kakerlake 'La Cucaracha' im mexikanischen Bürgerkrieg der 1920er Jahre, das ebenso von Rebellen wie von den Soldaten des Diktators als Satire auf die Gegenseite umgedichtet wurde. Bis heute gibt es immer wieder karikierende Textvarianten des Lieds mit Bezug zu Themen der jeweiligen Zeit.
Eine Portraitreihe zeigt die ausgeprägte Transgender-Kultur der 'Muxe' von Juchitán, in der sich Pieter HUGO mehr für die Erscheinung und den Ausdruck einer älteren Generation interessierte als für den häufiger dargestellten, klischeehaften Jugendkult.
Junge Menschen, alte Menschen, Hochzeit, Prostitution, Kampfsport, Rinderschlachtung, Nudistenstrand, und eine gerichtsmedizinische Station – die Motive zeigen die ganze Bandbreite der Comédie Humaine. So leben Menschen miteinander – in ihrer Zeit, an bestimmten Orten und in dieser einen Welt.
Portraits: Eine Konstante in seiner Arbeit ist sein tiefer Respekt vor seinen Protagonisten, deren Würde immer intakt bleibt. Seine Portraits sind keine Schnappschüsse, sondern sorgfältig in klassischen, statischen Positionen ausgeführt.
Dem Fotografen wie dem Fotografierten geben sie den Raum und die Möglichkeit, die äußere Erscheinung mit der inneren Haltung, und die allgemeinen Lebensumstände mit den individuellen Hintergründen in einem gegenseitigen Blick zu konzentrieren. Die Wahrheit ist in der Schnittmenge zwischen Selbstverständnis und Fremdwahrnehmung zu suchen. Zu finden ist sie ganz sicher in der Authentizität und in der Unmittelbarkeit der persönlichen Begegnung, die sich auf den Betrachter überträgt." (© Galerie Priska Pasquer, Köln)
Pieter HUGO ist mit seinem Fotoband 'La
Cucaracha' ein weiteres Mal ein beeindruckendes Gesellschaftsportrait
gelungen, in dem ihn die Menschen mehr interessiert haben, als Mexikos
Architektur oder die Wirtschaft.
Auch in ‚La Cucaracha‘ sind Menschen dermaßen präsent, die Szenen
teilweise so ungewöhnlich wie natürlich, dass seine Bilder auch lange
nach der Betrachtung des Buches in Erinnerung bleiben. Das erlebte man
schon so bei ‚The Hyena and other Men', 'Nollywood' und 'Permanent
Error'. Seine letzte Veröffentlichung, der stille und gleichwohl
eindrucksvolle Fotoband '1994' erscheint im Nachhinein wie eine
Ruhepause vor diesem neuen großen Wurf.
Großartig ist auch die
Produktion des großformatigen Fotobandes, der hochkant in kein
Standardregal passt: sein weinroter Einband ohne Schutzumschlag ist
strukturiert, der Titel senkrecht mittig in goldenen Großbuchstaben
gesetzt. Ein Goldschnitt rundet das Bild eines klassisch gestalteten
Fototitels ab. Im Innenteil sind zwei englisch-sprachige Texte in
ungewöhnlich großer Schrift wieder gegeben.
Der erste Text beschreibt die mexikanische Seele, der zweite Text widmet
sich HUGOs Vorgehensweise. Beide Texte sind überaus lesenswert und
bilden eine gelungene Einleitung in den von Pieter HUGO selbst
editierten Bildteil. Dort sind alle Farbfotografien rechtsseitig
wiedergegeben, links findet man - mittig und in gewohnter Schriftgröße -
Zusatzinformationen zum Bild: Titel, Ort, Jahresangabe.
Die Porträts, teils auch Ganzkörperporträts, benötigen den ihnen
großzügig gewährten Platz, um den vielfältigen Charakter der Menschen
darzustellen. HUGO erfindet spannende Szenerien, die zudem durch ihre
Farbigkeit eine besondere Kraft entwickeln. Auf diese Weise überrascht
der Fotograf auch den versierten Betrachter.
Dass ‚La Cucaracha‘ in Gänze wie eine mexikanische Publikation anmutet,
liegt auch am erfahrenen Creative Director, Ramón Reverté, der Inhalt
und Äußere Form zu einer in sich geschlossenen Einheit gemacht hat." (©
Richard G. SPORLEDER)
Über den südafrikanischen Fotografen, Pieter HUGO (*1976)
Fotobücher von Pieter HUGO
- FotografIn(nen)
- Pieter HUGO
- Hrsg./Autor(en)
- Mario Bellatin, Ashraf Jamal
- Buchgestaltung
- Joseph BURRIN
- Format
- Gebundene Ausgabe ohne Schutzumschlag (wie publiziert), 31 x 35 x 2 cm., 130 S., Abb. in Farbe
- Sprache(n)
- Englisch
- Erscheinungsjahr
- 2019
- Verlag
- RM Editorial, Mexiko/Spanien