Hintergrundinformation
"In ihrer Ausstellung präsentieren Klara KÄLLSTRÖM und Thobias FÄLDT mit 'The Last of the Lucky' eine forschungsbasierte und vielfältige Arbeit.
Mit kritischen Augen auf die aktuelle politische und wirtschaftliche Landschaft arbeiten sie fast wie investigative Journalisten und finden Verbindungen, Geschichten sowie Machtspiele im Auge des Sturms.
Im ersten Raum zeigen sie Werke, die sich darauf konzentrieren, welche Rolle die Fotografie gespielt hat und noch spielt, wenn die westliche Welt Kuba und kubanische Geschichte zeigt.
Im Innenraum geht die Untersuchung weiter und verbindet die Geschichte Kubas mit zeitgenössischen Geschichten und Dramaturgien. Für die Ausstellung haben die Künstler den Schriftsteller Johannes WAHLSTRÖM ausgewählt, um den Aufsatz zu schreiben 'You Can't Always Get What You Want' (dt.: Du kannst nicht immer haben, was Du willst), in dem er einige der Geschichten hinter KÄLLSTRÖM / FÄLDTs Werken enthüllt.
KÄLLSTRÖM und FÄLDT habe ich vor fast 10 Jahren kennen gelernt. Es war bei der Veröffentlichung der letzten Ausgaben der Zeitschrift Tromb, genannt 'Tromb is dead' (dt.: 'Tromb ist tot'). In dieser Ausgabe hatten beide Bilder Bilder veröffentlicht, und FÄLDT hatte die Rolle als Herausgeber des Herausgebers. Während der Produktion dessen, was eine Untersuchung über die schwedischen Medienhäuser und ihre Eigentumsstrukturen werden würde, fanden die Redakteure die Probleme ihrer eigenen Organisation mit Unregelmäßigkeiten heraus, die letztlich zum Konkurs und zur Einstellung des Blattes führten. Ich habe das Gefühl, dass dies der erste Hinweis darauf gewesen sein könnte, welche Richtung KÄLLSTRÖM und FÄLDTs bevorstehenden Arbeiten annehmen würden, seit sie mit der Analyse, Erforschung und Gestaltung der zugrunde liegenden Erzählungen und Geschichten in den Überschneidungen zeitgenössischer politischer, ökonomischer und medialer Ereignisse gearbeitet haben.
'The Last of the Lucky / You Can't Always Get What You Want'
Im Frühjahr 2014 reisten Klara KÄLLSTRÖM und Thobias FÄLDT, sowie unzählige vor ihnen, über die USA und Mexiko nach Kuba, um das Land zu besuchen bevor der besondere Geist des Landes, unwiderruflich verändert würde. Sie hatten analoge Kamerafilme mitgebracht und wie sie befürchtet hatten, wurde diese durch die Röntgenstrahlen der U.S.-amerikanischen Sicherheitskontrolle beschädigt: Daher begannen sie in Havanna, nach neuen Filmen zu suchen.
Zum Glück trafen sie in Havanna auf Jemanden, der sich als einer der ehemaligen privaten Fotografen von Fidel CASTRO erwies. Er brachte sie in einen Fotoladen, wo trotz des allgemeinen Mangels an fotografischen Geräten in der Stadt drei Rollen Film mit der Inschrift 'Lucky' zu finden" waren. Der Verkäufer übergab ihnen die Rollen mit den Worten: 'Das sind die letzten Film-Rollen von Kuba'.
Bald nachdem die Rollen entwickelt worden waren, erklärte der amerikanische Präsident Barack OBAMA, dass das Handelsembargo gegen Kuba aufgehoben sei. Seitdem ist der Film nicht mehr eine Seltenheit in Kuba, aber was Klara und Thobias damals nicht wussten, war, dass die Fotos von den 'Lucky'-Rollen unabsichtlich einen letzten Blick auf etwas ganz anderes einfangen würden.
Im Frühjahr 2016, nach einem Besuch in Kuba, führte Präsident OBAMA, eine Reihe von irriversible Änderungen in Kraft. Dies wird von Johannes WAHLSTRÖM als historische Dokumentation erstellt, allerdings aus amerikanischer Perspektive.
Auszug aus 'The Last of the Lucky / You Can't Always Get What You Want':
Seit der kubanischen Revolution hatte der amerikansche Geheimdienst mit unglaublicher Ausdauer und Einfallsreichtum gezeigt, den Fall des kubanischen Sozialismus herbeizuführen.
Aber weder eine militärische Invasion noch über 600 überlieferte Mordversuche gegen den kubanischen Präsidenten Fidel CASTRO hatten das gewünschte Ergebnis hervorgebracht. Um einen neuen Ansatz zum Regime-Wechsel in Kuba zu unternehmen, wurde das kubanische Freiheits- und demokratische Solidaritätsgesetz verabschiedet. Das Gesetz, das im März 1996 vom damaligen Präsidenten CLINTON unterzeichnet wurde, gab der US-Regierung einen offenen rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmen, um 'Demokratie und Marktwirtschaft' in Kuba herbeizuführen.
Im Winter 2014 gab Präsident OBAMA bekannt, dass die Vereinigten Staaten einen Prozess der Normalisierung mit Kuba beginnen würden. Dieser Prozeß, der durch das oben genannte Gesetz ermöglicht worden war, beruhte auf der Vorstellung, daß, wenn schon ein Sturz des kubanischen Regimes nicht erreichbar wäre, vielleicht der kubanische Sozialismus rückgängig gemacht werden könnte, indem er ihn der Überlegenheit der amerikanischen Lebensweise aussetzte.
Im Sommer 2015 wurden die diplomatischen Beziehungen zwischen den USA und Kuba nach mehr als einem halben Jahrhundert wieder aufgenommen. Dieses 'kubanische Tauwetter', wie er in den Zeitungen von New York und Washington gebrandmarkt wurde, wurde als der Beginn des Kubanischen Sozialismus und die Wiedereinführung der Insel in die 'globale' Wirtschaft, Politik und Kultur beschrieben.
Nachdem das Embargo gegen aus Kuba langsam aufgehoben wurde, wiesen die Zeitungen auf die kränkelnde Führung der CASTRO-Brüder hin als Garantie dafür, dass der Ideenkrieg mit der abtrünnigen Insel bald gewonnen werden würde.
Indem die amerikanischen Bürger nach Kuba reisen konnten, indem sie die Insulaner der amerikanischen Kultur, den Werten und den Dollars aussetzten, würden sich die Kubaner endlich gegen ihre alternden, zusammenhängenden Eliten, ihre Zensurmedien, ihre introvertierte Kultur aufbegehren und die Nachfrage ändern. So musste die kubanische Revolution endlich von den Vereinigten Staaten von Amerika verschluckt werden.
Im Winter 2015 veröffentlichte das Amt des Generalinspekteurs der U.S.A. eine Beschreibung eines der Versuche, das kubanische Regime mit Hilfe des 'Kubanischen Freiheits- und Demokratischen Solidaritätsgesetzes' zu stürzen. Das Wesen des Projektes war es, die Zensur in kubanischen Medien zu umgehen, indem sie ein abweichendes kubanisches soziales Netzwerk schuf.
Genau 20 Jahre nach der Verabschiedung des 'kubanischen Freiheits- und demokratischen Solidaritätsgesetzes' von Präsident CLINTON besuchte der US-Präsident Barack OBAMA im März 2016 Kuba. Dies war das erste Mal seit der kubanischen Revolution, dass ein US-Präsident die Insel besuchte und so wurde es von den Zeitungen von New York und Washington vielfach dokumentiert. Zu dieser Zeit wurden die Präsidenten der Vereinigten Staaten in vielen westlichen Marktwirtschaften regelmäßig als Rockstars wahrgenommen, die Kubaner sollten daher auch von dem Besuch sehr beeindruckt werden, um sie vielleicht dazu zu bringen, sich gegen ihr eigenes Regime zu erheben.
Ein paar Tage später würde Havanna Zeuge dessen, was die Zeitungen als den Inbegriff der globalen Kultur beschrieben: ein kostenloses Konzert der Rockband The Rolling Stones. Das Konzert, mit dem 1969-Chart-Hit Honky Tonk Women, wurde von einem Firmenanwalt von der niederländischen Karibikinsel Curaçao ermöglicht.. Der Bankier Gregory ELIAS behauptete, die 7 Millionen U.S.-Dollar bezahlt zu haben, um das Konzert aus seiner eigenen Tasche zu arrangieren, und beklagte, dass die Gruppe sich trotzdem weigerte, sein Lieblingslied Far Away Eyes zu spielen. Die symbolische Bedeutung der Rolling Stones in Havanna wurde von den Zeitungen in New York und Washington mit dem Auftreten der Scorpions ('Wind of Change' (dt.: 'Wind der Veränderung') in Moskau nur Monate vor dem Fall der Sowjetunion verglichen. Dies, so waren die Zeitungen überzeugt, würde der letzte Nagel im Sarg der kranken CASTRO Brüder und kubanischen Sozialismus sein. (..)" (freie übersetzung des einfürhungstextes zur ausstellung von Erik BETSHAMMER, Quelle: http://galleribox.se/cmsBox/wp-content/uploads/2016/11/GalleriBOX_Kallstrom_Faldt_booklet. Pdf)
Über die Fotografen, Klara KÄLLSTRÖM & Thobias FÄLDT:
Klara KÄLLSTRÖM, Thobias FALDT und Johannes WAHLSTRÖM arbeiten im Bereich der Fotografie, Text, Installation, Verlagswesen und Film. Ihre Arbeit konzentriert sich auf die Erstellung von Wissen, die Erforschung von Medien-Themen, historische Erzählungen und wie politische Ereignisse dargestellt und wahrgenommen werden.
KÄLLSTRÖM, FALDT und WAHLSTRÖM haben in den vergangenen Jahren eine Reihe von Werken produziert, die sich auf Orte beziehen, die sich paradigmatischen Veränderungen unterziehen, wo sie versuchen, historisch gewachsene Schichten und der Unwissenheit geschuldete Vorstellungen aufzudecken, um die Aufmerksamkeit auf die Lücke zwischen dem, was sichtbar ist und was erzählt wird, zu zeigen.
- Hrsg./Autor(en)
- Johannes Wahlström
- Buchgestaltung
- 1:2:3
- Format
- Slipcased SC (no dust jacket, as issued), 30 x 42 cm. (+ 15 x 22 cm.), 64 pp. with 32 color ills. (+ 120 pp. with 101 tweets), text language: English, Ltd. to 500 copies