Hintergrundinformation
"Seit Beginn seiner Karriere ist Eikoh HOSOE mit Butoh verbunden und von ihm inspiriert. Diese revolutionäre Performance-Bewegung entstand in den Nachkriegsjahren und verband Elemente des deutschen Expressionismus und des japanischen Tanzes mit der Suche nach einer neuen sozialen Identität nach der Niederlage. Eikoh HOSOE begann in den 1950er Jahren zu fotografieren, als die realistische Dokumentarfotografie zum Standard gehörte. Nachdem er jedoch die erste Butoh-Aufführung Kinjiki (Verbotene Farben) von Tatsumi Hijikata gesehen hatte, wurde er inspiriert, eine radikale neue Richtung einzuschlagen, und er begann mit Hijikata an "Kamaitachi" zusammenzuarbeiten, einer intensiven Dramatisierung von Eikoh HOSOEs Kindheitserinnerungen in der ländlichen Region Tohoku, wo er die Kriegsjahre verbrachte. Hijikata verkörperte den Kamaitachi, einen legendären, wieselartigen Dämon, der die Reisfelder heimsucht. Kamaitachi" ist vielleicht das beste Beispiel für Eikoh HOSOEs hybriden fotografischen Stil, der Performance und Dokumentation mit einer dramatischen, barocken visuellen Ästhetik verbindet, die die Grundprinzipien des Ankoku Butoh, des Tanzes der Dunkelheit, verkörpert. Während die vorherrschende Fotografie jener Zeit versuchte, die reale Welt zu dokumentieren, nutzte HOSOE in "Kamaitachi" Fotografien, um die Erinnerung wiederherzustellen, wobei er nicht nur seine persönlichen Kindheitserinnerungen erforschte, sondern auch die kollektive Erinnerung der Nation an das Trauma der Kriegszeit und der Atombombenabwürfe. Durch seine Beziehung zu Hijikata begann Eikoh HOSOE auch, Kazuo Ohno, die andere führende Persönlichkeit des Butoh, zu fotografieren, was in der Sammlung "The Butterfly Dream" gipfelte. Diese beiden Serien bieten einen faszinierenden Einblick in die Entwicklung von Butoh und zeigen gleichzeitig HOSOEs Fähigkeit, aus den gegensätzlichen Stilen dieser beiden Künstler einzigartige visuelle Universen zu entwickeln. Obwohl sie die dem Butoh innewohnende Dramatik beibehalten, sind Eikoh HOSOEs Fotografien von Ohno weit weniger explosiv als die von Hijikata und konzentrieren sich oft auf Details von Ohnos Körper, die Kurve eines Handgelenks oder einen Gesichtsausdruck zwischen Qual und Ekstase. In den 1990er Jahren fotografierte Eikoh HOSOE eine Performance, bei der Ukiyo-e-Bilder ("Bilder der schwebenden Welt") auf Ohnos Körper projiziert wurden - eine Technik, die er zehn Jahre später für Ukiyo-e-Projektionen erneut verwendete. Eikoh HOSOE sieht Butoh als eine moderne Form von Ukiyo-e an, und für diese Serie schuf er ein "fotografisches Theater", indem er eine Mischung aus seinen eigenen Fotografien und erotischen Ukiyo-e-Bildern auf eine Gruppe von Butoh-Tänzern projizierte. Der Begriff "fotografisches Theater" könnte auf HOSOEs gesamtes Werk angewandt werden: Indem er an der Schnittstelle verschiedener Kunstformen wie Theater, Tanz, Dokumentarfilm und traditionelle Holzschnitte fotografiert, hat er ein Theater geschaffen, in dem er Zeit und Raum manipuliert, um Erinnerungen zum Leben zu erwecken. Eikoh HOSOE ist eine einzigartige Figur in der japanischen Fotolandschaft. Als Meister des Druckens hat er sowohl mit filmischen als auch mit digitalen Techniken experimentiert, um neue Methoden des fotografischen Ausdrucks zu entwickeln. Er hat sowohl in Japan als auch im Westen ausgestellt und gelehrt, und seine Fähigkeit, diese Kluft zu überbrücken, hat dazu beigetragen, ein gegenseitiges Verständnis zwischen diesen unterschiedlichen fotografischen Kulturen zu schaffen. In den letzten fünfzig Jahren haben seine Offenheit und seine Innovation die globale Sprache der Fotografie sehr bereichert." (© Marc FEUSTEL, 'Eikoh Hosoe's Photographic Theatre')
Inhalt
"Der Fotoband 'Eikoh Hosoe: Theatre of Memory' vereint Fotografien der beiden Giganten des Butoh-Tanzes, Tatsumi Hijikata in der Serie 'Kamaitachi' und Kazuo Ohno in der Serie 'Butterfly Dream', mit seiner aktuellen Serie Ukiyo-e Projections. Inspiriert von seiner Auffassung, dass Butoh eine moderne Form des Ukiyo-e ist, zeigt dieser Ausstellungskatalog Eikoh HOSOEs Fähigkeit, Zeit und Ort zu manipulieren, um Erinnerungen durch die Überschneidung von Fotografie und anderen künstlerischen Disziplinen wie Tanz, Theater und Malerei zum Leben zu erwecken.
Über den japanischen Fotografen, Eikoh HOSOE (*1933 in Yamagata)
Fotobücher von und über die Arbeit von Eikoh HOSOE
- Hrsg./Autor(en)
- Marc Feutsel
- Buchgestaltung
- Akira MABUCHI
- Format
- Pb. (no dust jacket, as issued), 21 x 29 x 0,5 cm. (7,75 x 12"), 20 pp., 12 b/w & color ills., text language: English