Hintergrundinformation
"Mit dem Rückgriff auf Stilprinzipien der 1920er Jahre gelang es dem als Fotograf dilettierenden Ost-Berliner Kunstschmied Fritz KÜHN bis zu seinem frühen Tod im Juli 1967, der Doktrin des Sozialistischen Realismus zeitentrückte Lichtbilder aus dem Geist des Pantheismus entgegenzusetzen. Wie stark gerade unmittelbar nach Gründung der DDR das Bedürfnis nach ideologisch unbefrachteter Augennahrung gewesen sein muß, bezeugen acht Auflagen seines publizistischem Erstlings, 'Sehen und Gestalten' von 1951 (bis 1970 immer wieder neu aufgelegt).. Um die Korrelationen zwischen 'Natur und Menschenwerk' herauszustellen, hatte sich der stark von den Pflanzenporträts eines Karl BLOSSFELDT beeinflußte Kunsthandwerker das Material aus eigenen Ressourcen mit Motiven von Albert RENGER-PATZSCH, Friedrich SEIDENSTÜCKER und sechs weiteren Berufsfotografen angereichert. Die fünf folgenden Bildbände des zunehmend von der 'Subjektiver Photographie' eines Otto STEINERT faszinierten Künstlers, der durch devisenträchtige Auslandsaufträge in der DDR eine Art Narrenfreiheit genoß, kamen ohne die Anleihen bei Kollegen aus. Sein über mehr als dreitausend Negative umfassender fotografischer Nachlaß befindet sich seit 1993 in der Obhut der Berlinischen Galerie, die 1998 eine von Andreas Krase ganz ohne hagiographische Anflüge verfaßte erste Monographie des Seitenzweiges im Werk des hauptsächlich mit kirchlichen oder staatlichen Aufträgen für "Kunst am Bau" befaßten Metallgestalters herausgegeben hat.
Inhalt
Die Auswahl der meisterhaft gedruckten Motive im Band 'Fritz Kühn. Das photographische Werk 1931-1967' unterläuft mit Stichworten wie 'Landschaft', 'Schatten', 'Strukturen' oder 'Stufen' die chronologische Abfolge der Entstehungsdaten. Das Titelbild gibt den 1958 während einer Italien-Reise entstandenen, von heruntergelassenen Jalousien teilversperrten Ausblick auf die Adria wieder, der durch eine schemenhafte Rückenfigur zum romantischen Sehnsuchtsmotiv mutiert. Die Sequenz aus den überwiegend unveröffentlichten italienischen 'Bildinszenierungen' zählt zweifellos zu den souveränsten Proben aus dem fotografischen Gesamtwerk des von den ästhetischen Behinderungen in der DDR weitgehend unberührten, passionierten Amateurs." (angepasste Version, für den Originaltext gilt: © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main)