Hintergrundinformation
"Anfang der 1990er Jahre begann die US-amerikanische Fotografin Collier SCHORR in Süddeutschland zu arbeiten, um ein dokumentarisches und fiktives Porträt einer kleinen Stadt zu erstellen, die von historischen Erscheinungen bewohnt wird. Indem sie die sich überschneidenden Rollen der Kriegsfotografin, der reisenden Porträtistin, der Anthropologin sowie der Familienhistorikerin kombiniert, erzählt sie die miteinander verwobenen Geschichten eines Ortes und einer Zeit, die von Erinnerung, Nationalismus, Krieg, Emigration und Familie bestimmt sind.Der Titel 'August' ist nach 'Neighbors' (2006) sowie 'Blumen' (2010) der dritte Band einer Buchreihe mit dem Titel 'Forests and Fields'. Bei 'Forests and Fields' handelt es sich um eine fortlaufende Serie von Künstlerbüchern, die traditionelle Begriffe von Kategorien nutzen, um verschiedene Blickwinkel zu schaffen. Jede Publikation ist eine Mischung aus Tagebuch, Fotojahrbuch, Palimpsest und Scrapbook und beinhaltet einen Prozess, der das Oeuvre des Künstlers durch Neubearbeitung des Werks ständig erweitert und widerspricht, um neue Sichtweisen durch das Material zu schaffen. Die Bücher haben ähnliche Dimensionen, aber jedes ist als unabhängiges und einzigartiges Werk in sich selbst konzipiert. Der abschließende Band besteht aus Texten, einer Sammlung von in Auftrag gegebenen und neu veröffentlichten Schriften, die von den in den Bildern erforschten Ideen inspiriert sind. Sobald das Projekt abgeschlossen ist, wird eine nummerierte und signierte Sonderausgabe der kompletten Serie 'Forests and Fields' erhältlich sein.
Inhalt
Der Fotoband 'August' erkundet anhand von Polaroids, die Collier SCHORR im schwäbischen Gmund und in dieser Zeit gemacht hat, den Grenzbereich von Bildern, die nie dazu bestimmt waren, über den unmittelbaren Moment hinaus zu bestehen. Der Band 'August' blickt rund zwanzig Jahre zurück, historisiert das Werk, untersucht aber auch die Mittel der Herstellung und zeigt die Fehler auf, die bei dem Versuch gemacht wurden, die deutschen Zeitgenossen mit ihrer Vergangenheit zu verschmelzen, und legt implizit die Distanz zwischen Künstler und Subjekt sowie zwischen Subjekt und Kostüm offen. Er ist sich der Dämonen und Fallstricke historischer Autorität bewusst und lotet den Raum zwischen Identifikation und Kritik aus - ein deutscher Junge in einer Federboa, der nach Lina Wertmlers 'Der Nachtportier' posiert, unterstreicht ihr Interesse an der performativen Geschichte von Fetischismus und Uniform und an der Art und Weise, wie sich Geschichte zwischen Dokumentation und Fiktionalisierung, Distanz und Begehren bewegt." (leicht veränderter Text, Original: © Mack Books, 2022)