Hintergrundinformation
"Die Pariser Straßen, die Oliver SIEBER und Katja STUKE am 8. Dezember 2018 unter dem Titel 'La Ville Lumière' fotografiert haben, werden in eine erweiterte Serie von Karten integriert: 'Cartographie dynamique' ist ein virtuelles Netzwerk, das Städte in Japan, Deutschland, Frankreich und China - und bald auch in Indien - mit den an jedem Ort entstandenen, unverwechselbaren fotografischen Arbeiten verbindet. Hinzu kommen thematische Filter, darunter 'Protest', 'Anarchisten', 'Olympia', 'Expo', 'Love Parade', 'Z.U.S.' (Zones urbaines sensibles) und 'Péripherique'. Sie bezeichnen einige der einzigartigen Merkmale dieser Städte sowie vergleichbare Strukturelemente, die sie gemeinsam haben und die größtenteils als Katalysator für revolutionäre städtebauliche Entwicklungen dienen. Dieses Netzwerk begann vor fünfzehn Jahren mit "Japanese Lesson" (2005), einem Werk, das aus einem breiten Spektrum privater und angeeigneter Bildquellen schöpft und seitdem kontinuierlich erweitert wurde. Was als überbordende visuelle Grammatik aus Stadtaufnahmen, Porträts und Manga begann, durchdrungen von der Melancholie der bereits antiquierten Hypermodernität japanischer "Elektrostädte", ermöglichte einen schärferen Blick auf die urbanen Strukturen Europas und entwickelte sich über fotografische Streifzüge durch die Stadt zur angewandten Psychogeografie. Die Organisation der "Cartographie dynamique" als Netzwerk gibt der Trostlosigkeit der fotografischen Dörfer von Oliver SIEBER & Katja STUKE neue Vergleichsmöglichkeiten und verleiht ihren sich wiederholenden Strukturen eine logische Zwangsläufigkeit. Die Kartografie generiert sogar Ideen für neue Arten der Kartierung urbaner Räume, wie in Oliver SIEBER & Katja STUKEs 'Walk the Walk' zu sehen ist, die den lokalen Weg von ihrer Düsseldorfer Wohnung zu ihrem Atelier Straße für Straße auf ein neues Stadtviertel in der chinesischen Partnerstadt Chongqing überträgt. La Ville Lumière" steht in einer Reihe mit anderen Arbeiten, die in Paris und den nördlich der Stadt gelegenen Vororten wie Aulnay-sous-Bois und Aubervilliers entstanden sind. Gefangen zwischen Fabrikschließungen und drohender Gentrifizierung wurden diese städtischen Räume in Zones urbaines sensibles (Z.U.S.) verwandelt, sensible städtische Zonen, in denen sich soziale Konflikte bereits in offener Gewalt entladen haben. Auch wenn heute, in einer globalisierten und automatisierten Welt, die Ursachen sozialer Verwerfungen mehr und mehr auf die unsichtbaren Mechanismen wirtschaftlicher und politischer Prozesse zurückgeführt werden können, finden sie ihren sichtbaren Ausdruck in der physischen Welt unserer Städte. La Ville Lumière" ist also nur ein Akt der fotografischen Feldforschung von Katja STUKE und Oliver SIEBER, ein weiterer Schlüssel zu ihrer "cartographie dynamique".
'La Ville Lumière' ist Teil einer Serie von Arbeiten, die Oliver SIEBER und Katja STUKE seit 2005 geschaffen haben. In Paris, Japan oder in einigen deutschen Städten kartieren die Künstler auf ihren stillen Spaziergängen sensible Stadtgebiete, die tiefgreifenden urbanen und sozialen Veränderungen ausgesetzt sind: Bau eines olympischen Dorfes, Fabrikschließungen, erzwungene Gentrifizierung... In einem rasanten Wettlauf mit der Zukunft und der Illusion des Fortschritts, angetrieben von denselben deutlich sichtbaren Kräften der Globalisierung und des ungezügelten Liberalismus. Am 8. Dezember 2018 werden sie in Paris mit den ersten "Taten" der Bewegung der Gelbwesten konfrontiert. Aus der Ferne, ohne Partei zu ergreifen, aber auch ohne gleichgültig zu bleiben, beobachten sie, wie sich dieser Konflikt in die Erzählung der Stadt einfügt.
Inhalt
Der Fotoband 'Paris, 8 Dec 2018. La Ville Lumiere' besteht aus ganzseitigen Farbfotografien. Dieser Marsch aus 113 Fotografien führt sie von der Rue de Rivoli zum Louvre, von der Madeleine zum Gare Saint-Lazare, vom Boulevard Haussmann zum Place de la République und zeigt nicht weniger und nicht mehr als sechs Stunden Demonstration - ein Akt - eines sozialen Dramas.