Über die deutsche Fotografin, Annelise KRETSCHMER (geb. Silberbach, 1903-1987)

Vor ihrer Assistenz im Atelier von Leon v. KAENEL in Essen studierte Annelise Silberbach an der Kunstgewerbeschule in München Buchbinderei & Zeichnen. Als Meisterschülerin von Franz FIEDLER gelangte sie 1924 nach Dresden, wo sie 1928 den Bildhauer Sigmund Kretschmer heiratete. Im Jahr 1929 zog die Familie nach Dortmund, wo die Fotografin ein eigenes Atelier eröffnete, das sie mit ihrer Tochter Christiane bis 1978 betrieb. Annelise KRETSCHMER gehört damit zu den ersten Fotografinnen mit eigenem Atelier in Deutschland. Sie widmete sich vor allem der Porträtfotografie von Kindern und Kulturschaffenden der Stadt, veröffentlichte aber auch regelmäßig in Zeitschriften wie 'Das Atelier'. 1929 nahm sie an der legendären Wanderausstellung des Deutschen Werkbundes 'Film und Foto' sowie 1930 an der Ausstellung 'Das Lichtbild' in München teil. Sie reiste zudem häufig nach Paris, wo sie mit Florence HENRI und Ilse BING zusammentraf. Zu dieser Zeit kann ihr Werk der Stilrichtung der Neuen Sachlichkeit zugeordnet werden – sie experimentierte viel mit Bildausschnitten und Aufnahmewinkeln. Als erfolgreiche Porträtfotografin und mehrfache Mutter blieb sie von weiteren Nachstellungen des NS-Regimes weitgehend verschont. Nach dem Zweiten Weltkrieg eröffnete sie ihr zerstörtes Studio 1950 neu. In den 1950er und 1960er Jahren fotografierte sie viele Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur, so schuf sie u. a. Porträtaufnahmen von Albert RENGER-PATZSCH. Der Nachlass von Annelise KRETSCHMER, bestehend aus 2600 Fotografien als Originalvergrößerungen und 13.000 Schwarzweiß-Negativen, wurde im Jahr 2020 vom LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster angekauft.

Fotobücher über das Werk von Annelise KRETSCHMER

'Fotografin' (1982); 'Visions of the 'Neue Frau': Women and the Visual Arts in Weimar Germany' (1995 von Meskimmon/West); 'Fotografien 1927–1937' (2003, von Ute Eskildsen); 'Photographien 1922–1975' (2016)