Persönliches Statement der Fotografin Ute BEHREND
"Irgendwo in Nordamerika oder Kanada gibt es einen Indianerstamm, der seine pubertierenden Mädchen in große Bärenfelle kleidet. Sie leben etwas abseits vom Indianerdorf mit anderen Mädchen ihres Alters zusammen und sind durch das Tragen der Felle vor den Blicken der Erwachsenen und Jungen geschützt. Es wird Ihnen sogar geraten sich besonders plump, eben wie ein Bär, zu bewegen. In dieser behüteten Atmosphäre können sie sich ungestört entwickeln. Den Zeitpunkt, an dem sie Ihr Fell ablegen, bestimmen sie selbst. Ab da gehören sie zur Gemeinschaft der Erwachsenen Indianerinnen. Darüber hinaus können Indianermädchen dieses Stammes auch frei entscheiden ob sie Kriegerinnen werden wollen. Das tun nicht viele, aber es hat immer mal wieder welche gegeben. Als ich dies neulich einer Freundin erzählte, meinte sie sich daran zu erinnern, von diesem Stamm schon einmal gehört zu haben. Tatsächlich habe ich die Geschichte jedoch frei erfunden." (Ute BEHREND, 2019)
Hintergrundinformation
Adoleszenz ist das Thema Bildband 'Bärenmädchen' von Ute BEHREND. Sie erzählt von einem fiktiven „Indianerstamm“, der seine pubertierenden Mädchen separiert und sie in Bärenfelle kleidet, um sie vor verfrühter Sexualisierung zu schützen. Dabei zieht sie Parallelen zu unserer Gesellschaft, in der Freiräume für heranwachsende Mädchen ständig kleiner werden.Viele junge Frauen versuchen, sich den durch Gesellschaft und Medien geprägten Stereotypen sexualisierter Identifikation zu entziehen.
Für ihren Band 'Bärenmädchen' erhielt Ute BEHREND 2020 in der Kategorie 'Self Published' den deutschen Fotobuchpreis in Bronze!
Inhalt
'Bärenmädchen' ist ein Fotobuch voller poetischer Bildkompositionen. Die Bärenmädchen bewegen sich darin in einem archetypisch an der Natur orientierten Umfeld. Sie wirken sensibel, zeitlos und verloren. Auch Tiere hat Ute Behrend fotografiert. Wie in Fabeln oder Märchen scheinen sie Stellvertreter für menschliche Eigenschaften zu sein. Oft weit weg und nur ganz klein im Bild. Sie wollen nicht gesehen und nicht angefasst werden. Ganz wie die Bärenmädchen in diesem Buch. Viele der Mädchenportraits sehen aus, als wäre Behrend ihnen zufällig begegnet. Oft wurden Orte und Darstellerinnen aber sorgfältig recherchiert und inszeniert. Die Fotografin liebt es, das allgemein Gültige im Flüchtigen festzuhalten. Und darin besteht die Kunst, dass es so aussieht, als wäre es leicht hingeworfen, auch wenn es harte Arbeit ist.
Im Interview am Ende des Buches bezieht sich Ute BEHREND auf die Psychologin Barbara Kerr, die in 'Smart Girls, Gifted Women' die Gemeinsamkeiten von Mädchen untersucht, aus denen später starke Frauen geworden sind. Kerr stellte fest, dass alle Mädchen in der Vergangenheit Zeit für sich selbst gehabt hatten sowie die Fähigkeit, sich in eine Idee zu verlieben. Auch besaßen alle eine 'schützende Hülle'. Keines der Mädchen war in seinem Umfeld besonders beliebt und die meisten blieben in ihrer Altersgruppe relativ isoliert – nicht, weil sie es wollten, sondern weil sie abgelehnt wurden. Interessanterweise schuf genau diese Ablehnung einen Freiraum, in dem sie ihre Einzigartigkeit entfalten konnten.
Über die Kölner Fotografin Ute BEHREND
Fotobücher von sowie mit Arbeiten von Ute BEHREND
- Format
- HC (no dust, jacket as issued)