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"Ich mache Bilder, um die Welt zu erkennen." – Wolfgang Tillmans
Über den Fotokünstler Wolfgang TILLMANS (*1968 in Remscheid)
Das Werk von Wolfgang TILLMANS ist zum einen durch aufmerksame Beobachtung seiner Umwelt, zum anderen durch die Erforschung der Grundlagen der Fotografie geprägt. 2000 wurde ihm als erstem Fotografen und Nichtengländer der renommierte Turner Prize verliehen. Bekannt geworden ist er in den frühen 1990er Jahren durch seine stilbildenden Porträts von Freunden und weiteren jungen Menschen seiner unmittelbaren Umgebung. Seine Fotos, z.B. vom 'European Gay Pride' in London (1992) oder der 'Love Parade' in Berlin (1992), erschienen in Magazinen, was seinen Ruf als prominenten Zeugen aktueller gesellschaftlicher Strömungen begründete. Die Serien mit seinen Freunden Lutz und Alex sind heute künstlerische und dokumentarische Ikonen. Seitdem hat sich sein fotografisches Werk auf die verschiedensten Genres und fotografischen Praktiken hin erweitert. Getragen von einem ästhetischen sowie politischen Interesse an Wirklichkeitsentwürfen und Wahrheitsansprüchen, auch in Bezug auf Homosexualität und Geschlechterfragen, entstanden Porträts, Stillleben, Himmelsaufnahmen (wie der berühmte Zyklus der Concorde-Fotos), astronomische Beobachtungen, Aufsichten und Landschaftsbilder.
Wolfgang TILLMANS inszeniert seine Fotografien in unterschiedlichen Größen und Formaten, mit oder ohne Rahmen in genau konzipierten All-Over-Wandinstallationen und kombiniert sie zum Teil mit Fotokopien oder Magazin- und Zeitungsseiten (insbesondere in den Installationen, die unter dem Titel 'Soldiers - The Nineties' bekannt wurden). Dabei werden die Bilder zum Teil mit speziellem Klebeband an der Wand befestigt, in Vitrinen präsentiert oder in raumgreifenden Tischinstallationen (truth study center) arrangiert. Nachdem er über zwei Jahrzehnte lang praktisch ausschließlich eine analoge Spiegelreflex-Kleinbildkamera verwendet hatte, wandte er sich um 2009 der digitalen Fotografie zu. Den damit einhergehenden Wechsel von Kamera-Sucher zum eingebauten Monitor beschrieb er 2012 als das 'komplette Auf-den-Kopf-Stellen der Psychologie der Fotografie, die immer ein Zwiegespräch war zwischen Fotograf, Objekt und dem imaginären Bild, das man sich vorstellt, denkt, erhofft'. In seinem Ausstellungs- und Buch-Projekt 'Neue Welt' nutzt er zum ersten Mal verstärkt die digitalen Möglichkeiten von Fotografie und Drucktechnik. Laut der New York Times führte er mit diesem Projekt 'eine Insiderdebatte über neue Druckmethoden, die Malerei und Fotografie auf eine Stufe stellen, [sowie] einen allgemein zugänglichen Diskurs über die Absurdität des fixierten Bilds in einer Welt aus beweglichen Zielen'.
2009 erhielt Wolfgang TILLMANS den Kulturpreis der Deutsche Gesellschaft für Fotografie (DGPh). 2015 wurde er mit dem Hasselblad Foundation International Award in Photography ausgezeichnet. 2018 erhielt er das Bundesverdienstkreuz sowie den Goslarer Kaiserring. Wolfgang TILLMANS lebt und arbeitet heute in Berlin und London.
Foto- und Künstlerbücher von und über Wolfgang TILLMANS (eine Auswahl)
- 'Wolfgang Tillmans' (1995, 2020)
'Wer Liebe wagt, lebt morgen' (1996)
'Concorde' (1997, 2017)
'Burg' (1998)
'Soldiers – The Nineties' (1999)
'Portraits' (2001)
'Aufsicht / View from Above' (2001)
'If one thing matters, everything matters' (2003)
'Truth study center' (2003)
'Freischwimmer' (2004)
'Manual' (2007)
'Wako Book 4' (2008)
'Lighter' (2008)
'Abstract Pictures' (2011, 2015)
'Neue Welt' (2012)
'Ausstellungskatalog Kunstsammlung NRW' (2013)
'Wolfgang Tillmans' (2014)
'What’s wrong with redistribution?' (2015)
'Four books' (2017, 2022)
'To look without fear' (2022)
'Reader' (2022, 2023)