Statement des Fotografen, Martin USBORNE
"Ich wurde einmal in jungen Jahren in einem Auto zurückgelassen. Ich weiß nicht, wann oder wo oder für wie lange, vielleicht im Alter von vier Jahren, vielleicht vor einem Supermarkt, wahrscheinlich nur für eine Viertelstunde. Die Details sind nicht wichtig. Der Punkt ist, dass ich mich fragte, ob jemand zurückkommen würde. Die Angst, die ich empfand, war stark: In der Vorstellung eines Kindes ist es möglich, für immer allein zu sein.
Ungefähr im selben Alter begann ich, eine tiefe Verbundenheit mit Tieren zu spüren - insbesondere mit ihrer Notlage durch die Hand des Menschen. Ich sah eine Fernsehdokumentation, die Aufnahmen eines Hundes zeigte, der in eine Plastiktüte gesteckt und getreten wurde. Was mich am meisten entsetzte, war, dass der Hund nicht zurücksprechen konnte.
Ich sollte sagen, dass ich ein geliebtes Kind war und nie verlassen wurde, und doch ist es klar, dass diese beiden Erfahrungen aus dem gleichen Ort tief in meinem Inneren entstanden sind: der Angst, allein und ungehört zu sein.
Als ich dieses Projekt, 'The Silence of Dogs in Cars', begann, wusste ich, dass die Fotos dunkel sein würden. In gewisser Weise versuchte ich, in mein Auto zurückzugehen, um das, was ich als Kind nicht ertragen konnte, erneut zu erleben. Was ich nicht erwartet hatte, war, so viele subtile Reaktionen der Hunde zu sehen: einige traurig, einige erwartungsvoll, einige wütend, einige niedergeschlagen. Es war, als ob ich beim Öffnen einer Schachtel mit grauen Buntstiften überrascht war, so viele Schattierungen darin zu sehen. Es gibt Leben an den dunkelsten Orten in uns." (© Martin USBORNE)
Inhalt
"Martin USBORNEs Fotoserie 'The Silence of Dogs in Cars' besteht aus über fünfundvierzig Bildern von Hunden, die schweigend durch Autofenster blicken, oft mitten in der Nacht. Die Bilder, die inszeniert und sehr filmisch sind, evozieren eine Stimmung von Einsamkeit und Sehnsucht. Sie sind weniger Porträts von Hunden als vielmehr Studien über Trennung: auf einer Ebene verweisen sie auf die Trennung zwischen Menschen und (anderen) Tieren, auf einer anderen auf die Trennung in uns selbst, zwischen unserem alltäglichen Selbst und den raueren (tierischeren) Teilen, die wir unter Verschluss halten. Die Fotografien beziehen sich auf die Arbeit von Edward Hopper und Gregory CREWDSON." (© Kehrer Verlag, 2012)