Hintergrundinformation
Im Jahr 1991 reiste der dänische Fotograf Krass CLEMENT auf Einladung des Tyrone Guthrie Centre nach Irland, wo seine bekannteste Publikation "Drum" entstand. Dieses Werk, das an einem einzigen Abend mit nur dreieinhalb Filmrollen aufgenommen wurde, ist seither typisch für seine Arbeit. Er arbeitet schnell, bewegt sich als Besucher und Beobachter durch Räume und arbeitet so unauffällig wie möglich. Er verbrachte mehrere Wochen in Irland und wendete seine Arbeitsphilosophie an jedem der Orte an, die er besuchte, insbesondere in Dublin, zwei Stunden südlich von Drum Village, und in Belfast, diesmal zwei Stunden nördlich. In Belfast blieb der Arbeitsprozess derselbe: Er bewegte sich durch die Stadt und richtete sein Objektiv auf die Gesichter und Landschaften, die er dort vorfand; die Kinder, die zur Schule gehen, die Ladenfronten und die Fenster von Privathäusern, die Momente des offenen Raums zwischen den Gebäuden.
Doch in Belfast ist die Stimmung eine andere, und zwar nicht wegen des Designs oder einer anderen Herangehensweise, sondern wegen der Art des Motivs. Belfast hatte 1991 einen jahrzehntelangen Konflikt hinter sich, und der Waffenstillstand von 1994 lag noch einige Jahre in der Zukunft. In Verbindung mit dem Niedergang der Schiffbauindustrie und der Wirtschaftspolitik des späteren 20. Britische Soldaten warten in den Vorgärten von Privathäusern, Kinder spielen in heruntergekommenen Straßen, Krass CLEMENT bewegt sich durch sie hindurch und dokumentiert, ohne zu urteilen; er ist kein Journalist auf der Suche nach einem Blickwinkel oder ein Konfliktfotograf, der die Wahrheit vor Ort aufdecken will.
Inhalt
In diesem Fotoband, 'Belfast', lässt Krass CLEMENT seine Arbeit nach mehr als dreißig Jahren wieder aufleben, indem er 114 unveröffentlichte Schwarz-Weiß-Bilder sammelt und sie sorgfältig in eine Reihenfolge bringt, die ohne Bildunterschrift oder Kommentar angeboten wird. Seine Arbeit lädt den Betrachter ein, seinen Platz einzunehmen, die einsame Figur zu erkennen, die durch die Szene geht, und bietet Raum für die Lektüre der Fotografien." (leicht veränderte Verlagsangaben, © RBB, 2022)