Über den Kölner Fotografen CHARGESHEIMER (1924-1971/72)

Karl Heinz (auch Carl-Heinz) Hargesheimer, bekannt unter dem Künstlernamen CHARGESHEIMER, studierte nach dem Zweiten Weltkrieg an den Kölner Werkschulen Grafik und Fotografie. Ab 1950 experimentierte er mit abstrakten Lichtstrukturen auf Fotopapier und mit Fotomontagen. Seit 1955 arbeitete er als freier Fotograf und fiel sowohl durch bissige Porträts von Personen des öffentlichen Lebens als auch durch lebensnahe Reportagen über seine Landsleute auf. Er liebte Köln und war der Stadt zeitlebens eng verbunden; die Entwicklung Kölns in der Wiederaufbauphase und auch später sah er sehr kritisch. 1968 wurde er von der DGPh (Deutsche Gesellschaft für Photographie) mit ihrem Kulturpreis ausgezeichnet. Anfang Januar 1972 wurde CHARGESHEIMER tot in seiner Wohnung aufgefunden.

Fotobücher von, über das fotografische Werk sowie mit Arbeiten von CHARGESHEIMER

  • 'Cologne intime' (1957); 'Im Ruhrgebiet' (1958, Text: Heinrich Böll); 'Unter Krahnenbäumen' (1958, 1998, 2012, Vorwort: Heinrich Böll); 'Berlin. Bilder einer großen Stadt' (1959); 'Romanik am Rhein' (1959); 'Menschen am Rhein' (1960); 'Zwischenbilanz' (1961); 'Armstrong & Fitzgerald. Fotomappe mit 16 Bildern' (1961); 'Köln farbig photographiert' (1965); 'Theater, Theater' (1967); 'Köln 5 Uhr 30' (1970); 'Hannover' (1970); 'Köln 1970/1995' (1996, mit Fotografien von Chargesheimer und Wolfgang Vollmer); 'Chargesheimer 1924 - 1971. Bohemien aus Köln' (2007); 'Chargesheimer. Die Entdeckung des Ruhrgebiets' (2014); 'Chargesheimer fotografiert Jazz. Köln 1950-1970' (2022); 'Fotogeschichten Kölner Südstadt' (zusammen mit Arbeiten von Eusebius WIRDEIER, geplant für 2024);

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zur Rezeptionsgeschichte des fotografischen Werks von CHARGESHEIMER

Nachdem sich CHARGESHEIMER mit dem Fotoband 'Cologne intime' (1957) einen Namen gemacht hatte, bestellte Spiegel-Herausgeber Augstein bei ihm kurz vor der Bundestagswahl 1957 ein Porträt von Konrad Adenauer für die Titelseite. Augsteins Hoffnungen entsprechend, entstand das Bild eines „in Granit gemeißelten, maskenhaften Antlitz', das von politischer Versteinerung und Vergreisung erzählte“. Durch die darauf folgende Entrüstung wurde CHARGESHEIMER bundesweit bekannt.
1958 reagierte der damalige Essener Oberbürgermeister auf den von CHARGESHEIMER veröffentlichten Bildband 'Ruhrgebiet': 'Wir sind es gründlich leid von Außenseitern in dieser Weise dargestellt zu werden […] Wir haben nicht die Absicht, derartige Veröffentlichungen unwidersprochen hinzunehmen […] Solche Darstellungen akzeptieren wir nicht!'
1995 fotografierte Wolfgang VOLLMER die Orte aus dem Fotoband 'Köln 5 Uhr 30' erneut.

2004 bezog sich die Kölner Band BAP in ihrem Lied 'Unger Krahnebäume' auf den gleichnamigen Bildband über der Kölner Straße.

2006 wurde ein kleiner Platz zwischen dem Dom und dem Alten Wartesaal des Kölner Hauptbahnhofs nach 
CHARGESHEIMER benannt. Eine Bronzetafel erinnert dort an ihn.
2007/2008 zeigte das Museum Ludwig, Köln den im Museum befindlichen Nachlass; mit zusätzlichen, bis dahin unbekannten Dokumente und Fotografien.

2014/2015 zeigte das Ruhr Museum, Essen, in der Zeche Zollverein die Fotos des Bildbandes 'Ruhrgebiet'.
2022 wurde CHARGESHEIMER als Zeitzeuge der Kölner Jazz-Musikgeschichte der 1950er und 1960er Jahre anlässlich seines 50-jährigen Todesjahres wieder entdeckt. Köln galt in jenen Jahrzehnten als 'Mekka der deutschen Jazzfans'. Neben einer Sonderausstellung im Stadtarchiv-Neubau am Eifelwall erschien ein um rund 100 Fotos umfangreicherer Bildband.
Für 2024 ist der Bildband 'Fotogeschichten der Kölner Südstadt' mit Arbeiten von CHARGESHEIMER geplant.