Hintergrundinformation
"Unser Bild von der industriellen Architektur des 19. Jahrhunderts wurde in erster Linie durch die Produktionsstätten der Kohleverarbeitung und der Stahlproduktion geprägt. Bernd und Hilla BECHER haben nahezu alle Spielarten dieses industriellen Erbes in beeindruckenden Einzelaufnahmen und Typologien festgehalten. Im Fotoband 'Steinwerke und Kalmköfen' setzen sie einer viel älteren industriellen Tradition ein photographisches Denkmal: der steinverarbeitenden Industrie, die bis heute von größter und grundlegender Bedeutung ist. Gesteine und Mineralien werden seit Jahrtausenden – meist über Tage – abgebaut. Bevor allerdings aus Zement und Beton Häuser, Kirchen, Brücken und Straßen gebaut werden können, muss das Rohmaterial aufwändig aufbereitet werden. Die mechanischen Bearbeitungsvorgänge des Waschens, Siebens, Sortierens und Brechens erfolgen in Stein- und Quetschwerken. Diesen Typus hoher und ausladender Gebäude, die meist in unmittelbarer Nähe der Steinbrüche stehen und wie Burgen über den Abbauarealen thronen, stellt unser Band ausführlich vor. Eine ganz besondere Veredelung erfährt zudem seit jeher der Kalkstein. Durch „Brennen“ in speziellen Öfen und späteres „Löschen“ in Wasserbecken entsteht ein vielseitig einsetzbarer Baustoff.
Inhalt
In über 200 hochwertigen Duotone-Tafeln fächert der Fotoband 'Steinwerke und Kalköfen' von Bernd & Hilla BECHER - der 19. Band der Becher-Reihe des Verlags - die Bautypen der Steinverarbeitung in ihrem Variantenreichtum auf. Je nach Region, Mineralien und Entstehungszeit weisen die Kalköfen, Zementwerke, Aufbereitungs- und Abfüllanlagen – hochästhetische 'Dinosaurier' der industriellen 'Steinzeit' – unterschiedlichste Ausprägungen auf.
Eine Folge betagter, noch gemauerter Kalköfen aus Holland, wo bis heute an der Nordseeküste abgebauter Muschelkalk gebrannt wird, bildet den Auftakt des Buches. Detailaufnahmen veranschaulichen schließlich die gigantischen Dimensionen und die Materialität der majestätischen Bauten. 'Steinwerke und Kalköfen' zeigt die das breite Spektrum der Bautypen der Steinproduktion geschaffen haben, erstmals im Überblick. Eben weil die Anlagen mit teils archaisch anmutenden Verfahren arbeiten, offenbaren sie in den rhythmischen Bilderfolgen eine ihnen eigene, verborgene Musikalität sowie eindringliche Schönheit, die in eine ganz eigene Welt entführt. Das macht den voluminösen Fotoband 'Steinwerke und Kalköfen zu einem zeitlosen Klassiker." (leicht angepasster Verlagstext, © Schirmer / Mosel Verlag, 2013)
Buchbesprechung
"Im Laufe von fast fünf Jahrzehnten haben Bernd und Hilla BECHER nahezu alle Arten von Industriearchitekturen dokumentiert - von Wassertürmen und Stahlwerken bis hin zu Gastanks und Getreidesilos - in Europa und den USA. Ob einzelne Fotos oder ihre typischen typologischen Tableaus, Bernd & Hilla BECHER schufen ein fotografisches Testament für die industrielle Revolution, die das 19. und 20. Jahrhundert prägte. Gleichzeitig haben sie aber auch eine viel ältere Herstellungstradition erfasst: den Abbau und die Verarbeitung von Stein.
Dieser Fotoband, 'Steinwerke und Kalköfen', widmet sich ihren Fotografien von Gesteinsaufbereitungsanlagen und Kalköfen, die in den 1980er und 90er Jahren in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Belgien, der Schweiz, Österreich und Großbritannien aufgenommen wurden. (...) Einige dieser Bilder wurden in früheren Monographien aufgenommen, aber dies ist die erste umfassende Sammlung von Bernd & Hilla BECHERs Studie über Steinwerke und Kalköfen. Gut gedruckt ergänzt dieser Band über ein Dutzend anderer Titel des Verlags. 'Steinwerke und Kalköfen' spiegeln den offenen Tonumfang und die Details wider, die bei Reproduktionen ihrer Werke erwartet werden. Mit 232 Duotone-Fotografien fügt dieser Band einen weiteren wichtigen und wichtigen Blick in das Archiv von Bernd & Hilla BECHER ein." (frei übersetzt, © Jeffrey Ladd, in: HatjeCantz Fotoblog, 28. Mai 2013, aufgerufen am 18.11.2020)