"The making of Das Lexikon der Fotografen (oder: Wie schreibt man ein Jahrhundertwerk?)
Es war der pure Egoismus, der Hans-Michael Koetzle veranlasste, das Lexikon der Fotografen zu verfassen. Für Forscher wie mich gab es einfach keine zuverlässige Quelle, die alle wesentlichen Informationen in einem Band zusammenfasste, erzählt der Ausstellungskurator und Chefredakteur der Fachzeitschrift Leica World. Nirgendwo konnte man sich schnell und verlässlich informieren. Zwar gab es englische und französische Lexika, samt und sonders jedoch veraltet. Und wie schwierig war es erst, Angaben über russische, skandinavische oder südeuropäische Fotografen zu finden! Am ehesten wurde der Fachjournalist noch in Monografien oder Katalogen fündig. Doch dann widersprachen sich die Angaben...
Persönliche Kontakte halfen weiter. Hans-Michael Koetzle musste also das Buch, das er sich sehr wünschte und das es so nicht gab, selbst schreiben. Doch wie verfasst man so ein Lexikon? Vor allem, wie kommt man an absolut zuverlässige Information? Bei den noch lebenden Fotografen gab es noch die (auch nicht immer einfache) Möglichkeit des persönlichen Kontakts: Koetzle schrieb die Fotografen an und bat um Klärung der Sachverhalte, wobei ihm zahllose Freunde und Kollegen aus aller Welt mit Adressen weiter halfen oder als Türöffner fungierten. Oft ein mühsames Unterfangen: Manche Fotografen mußten mehrfach angesprochen werden, um alle benötigten Informationen (und diese so präzise wie möglich) zu erhalten.
Außerdem wurden die Fotografen gebeten, Bildmaterial zur Verfügung zu stellen. Was wäre ein Fotografenlexikon ohne Fotos? Gute Kontakte nach Russland ermöglichten Bildfunde besonderer Art wie die Arbeiten der russischer Konstruktivisten (von K wie KLUTIS bis Z wie ZHITOMIRSKIJ), die schließlich alle Eingang in das Fotografen-Lexikon fanden.
Bei bereits verstorbenen Fotografen mußte bei Nachlassverwaltungen sowie Museen und Galerien nachgefragt werden. Unzählige Reisen führten nach Moskau, New York oder auch nach Paris. Besonders freundlich: Die Bibliothekare des Maison européenne de la photographie (Europäisches Haus der Fotografie), die sich an manchen Sonntagen zu viert um mich und meine Probleme kümmerten, erzählt Hans-Michael Koetzle.
Durch diese außerordentlich gründliche und mit großem persönlichen Einsatz vorangetriebene Recherche konnten viele Fehlinformationen, die in der Fachliteratur beständig weiter getragen werden, richtig gestellt werden. Und neue Klarheiten geschaffen werden: Da gab es zum Beispiel die Angabe eines westdeutschen Fotografen, er habe die Jahre 1983/84 in Sibirien verbracht. Was gefährlich nach Gulag klingt, war tatsächlich eine Silvesterfeier, die der betreffende Fotograf in Wladiwostock verbracht hatte. Solche und ähnliche Missverständnisse waren nur durch permanentes Nachfragen zu klären und zu korrigieren.
Innovative Lexikonartikel. Parallel zur Recherchearbeit lief die Arbeit an Struktur und Textes des Lexikons. Eine der schwierigsten Aufgaben dabei stellte sich gleich am Anfang: Die Festlegung, welche Fotografen auf den knapp 500 Seiten des Lexikons untergebracht werden sollten. Voraussetzung war schließlich: Das Oeuvre des jeweiligen Foto-Künstlers muss einen eigenständigen, kreativen Beitrag darstellen, es muss durch Monografien belegt und durch wichtige Ausstellungen dokumentiert werden, so Koetzle. Insgesamt 549 Fotografen aus 26 Ländern, von A (wie der blutjungen Michael Ackermann) bis Z (wie der Klassiker Willy Zielke) erfüllten schließlich diese Kriterien. Bei der Abfassung der Lexikon-Artikel ging Koetzle ebenfalls neue Wege. Besonders stolz ist er auf die Symbolleiste am Ende jedes Artikels, die in kürzester Form Auskunft gibt, in welchen internationalen Nachschlagewerken der Fotograf bereits vertreten ist. So ergibt sich in verkürzter Form eine Rezeptionsgeschichte. Hinzu kommen kurze Bewertungen zu Beginn jedes Eintrags.
Alles in allem viel Mühe, viele Reisen, Recherchen, Kontakte, ständige Lektüre und ein offenes Auge in alle Richtungen. Aber wie sagte schon Karl Valentin: Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit. Das gilt erst recht für so ein Jahrhundertwerk wie 'Das Lexikon der Fotografen' von Hans-Michael Koetzle." (Verlagstext, © Droemer Knaur Verlag, 2005)
Hans-Michael Koetzle hat mit dem 'Lexikon der Fotografen' ein Werk verfasst, das die Geschichte der Fotografen von 1900 bis heute darstellt.
Doch nicht nur deshalb ist der Band ein Jahrhundertwerk: Auf intensiver Eigenrecherche beruhend ist der Koetzle das erste einschlägige Standardwerk und kein Foto-Interessierter wird auf lange Jahre an ihm vorbeikommen.
Es war der pure Egoismus, der Hans-Michael Koetzle veranlasste, das Lexikon der Fotografen zu verfassen. Für Forscher wie mich gab es einfach keine zuverlässige Quelle, die alle wesentlichen Informationen in einem Band zusammenfasste, erzählt der Ausstellungskurator und Chefredakteur der Fachzeitschrift Leica World. Nirgendwo konnte man sich schnell und verlässlich informieren. Zwar gab es englische und französische Lexika, samt und sonders jedoch veraltet. Und wie schwierig war es erst, Angaben über russische, skandinavische oder südeuropäische Fotografen zu finden! Am ehesten wurde der Fachjournalist noch in Monografien oder Katalogen fündig. Doch dann widersprachen sich die Angaben...
Persönliche Kontakte halfen weiter. Hans-Michael Koetzle musste also das Buch, das er sich sehr wünschte und das es so nicht gab, selbst schreiben. Doch wie verfasst man so ein Lexikon? Vor allem, wie kommt man an absolut zuverlässige Information? Bei den noch lebenden Fotografen gab es noch die (auch nicht immer einfache) Möglichkeit des persönlichen Kontakts: Koetzle schrieb die Fotografen an und bat um Klärung der Sachverhalte, wobei ihm zahllose Freunde und Kollegen aus aller Welt mit Adressen weiter halfen oder als Türöffner fungierten. Oft ein mühsames Unterfangen: Manche Fotografen mußten mehrfach angesprochen werden, um alle benötigten Informationen (und diese so präzise wie möglich) zu erhalten.
Außerdem wurden die Fotografen gebeten, Bildmaterial zur Verfügung zu stellen. Was wäre ein Fotografenlexikon ohne Fotos? Gute Kontakte nach Russland ermöglichten Bildfunde besonderer Art wie die Arbeiten der russischer Konstruktivisten (von K wie KLUTIS bis Z wie ZHITOMIRSKIJ), die schließlich alle Eingang in das Fotografen-Lexikon fanden.
Bei bereits verstorbenen Fotografen mußte bei Nachlassverwaltungen sowie Museen und Galerien nachgefragt werden. Unzählige Reisen führten nach Moskau, New York oder auch nach Paris. Besonders freundlich: Die Bibliothekare des Maison européenne de la photographie (Europäisches Haus der Fotografie), die sich an manchen Sonntagen zu viert um mich und meine Probleme kümmerten, erzählt Hans-Michael Koetzle.
Durch diese außerordentlich gründliche und mit großem persönlichen Einsatz vorangetriebene Recherche konnten viele Fehlinformationen, die in der Fachliteratur beständig weiter getragen werden, richtig gestellt werden. Und neue Klarheiten geschaffen werden: Da gab es zum Beispiel die Angabe eines westdeutschen Fotografen, er habe die Jahre 1983/84 in Sibirien verbracht. Was gefährlich nach Gulag klingt, war tatsächlich eine Silvesterfeier, die der betreffende Fotograf in Wladiwostock verbracht hatte. Solche und ähnliche Missverständnisse waren nur durch permanentes Nachfragen zu klären und zu korrigieren.
Bedeutende Fotoschätze gesichert. Der ganz persönliche Kontakt zu bedeutenden zeitgenössischen Fotografen ermöglichte es Koetzle außerdem, einige Fotoschätze zu sichern, die längst als verschollen galten. Denn einige Fotografen stellten auch Bücher aus ihrem Hausarchiv zur Verfügung. So ist es zu erklären, dass unter den mehr als 1000 Fotografien des Lexikons viele abfotografierte Doppelseiten aus den wichtigsten Fotografie-Büchern des letzten Jahrhunderts zu finden sind, die sonst kaum noch einsehbar sind und so ganz nebenbei auch die Geschichte des gedruckten Bildes erzählen. Viele der im Lexikon abgebildeten Bücher oder Zeitschriften werden längst auf Aktionen hoch gehandelt zu mitunter fünfstelligen Euro- oder Dollar-Preisen: Insgesamt kämen da leicht Hunderttausende von Euro zusammen, wollte man diese Buch-Ikonen erwerben. Was in der Praxis gar nicht möglich ist: Diese Titel sind Rarissima, die nur in wenigen Exemplaren die Turbulenzen des 20. Jahrhunderts überlebt haben.
Innovative Lexikonartikel. Parallel zur Recherchearbeit lief die Arbeit an Struktur und Textes des Lexikons. Eine der schwierigsten Aufgaben dabei stellte sich gleich am Anfang: Die Festlegung, welche Fotografen auf den knapp 500 Seiten des Lexikons untergebracht werden sollten. Voraussetzung war schließlich: Das Oeuvre des jeweiligen Foto-Künstlers muss einen eigenständigen, kreativen Beitrag darstellen, es muss durch Monografien belegt und durch wichtige Ausstellungen dokumentiert werden, so Koetzle. Insgesamt 549 Fotografen aus 26 Ländern, von A (wie der blutjungen Michael Ackermann) bis Z (wie der Klassiker Willy Zielke) erfüllten schließlich diese Kriterien. Bei der Abfassung der Lexikon-Artikel ging Koetzle ebenfalls neue Wege. Besonders stolz ist er auf die Symbolleiste am Ende jedes Artikels, die in kürzester Form Auskunft gibt, in welchen internationalen Nachschlagewerken der Fotograf bereits vertreten ist. So ergibt sich in verkürzter Form eine Rezeptionsgeschichte. Hinzu kommen kurze Bewertungen zu Beginn jedes Eintrags.
Alles in allem viel Mühe, viele Reisen, Recherchen, Kontakte, ständige Lektüre und ein offenes Auge in alle Richtungen. Aber wie sagte schon Karl Valentin: Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit. Das gilt erst recht für so ein Jahrhundertwerk wie 'Das Lexikon der Fotografen' von Hans-Michael Koetzle." (Verlagstext, © Droemer Knaur Verlag, 2005)
- Format
- Gebundene Ausgabe, 25,5 x 30 x 12 cm., 512 S., deutsch-sprachiger Text - GERMAN TEXT ONLY!